Kapitel 14 Gärtnerische Begriffe

Erläuterungen der im Text erwähnten Begriffe für den Anbau des Spalierobstes.

Absenken ist eine einfache Vermehrungsart, bei der ein junger Zweig durch Einbiegen in den Boden zur Bewurzelung gebracht und im Folgejahr von der Mutterpflanze abgetrennt wird.
Alternanz ist der sortentypische Wechsel zwischen hohen Erträgen und mehr oder weniger starkem Ertragsausfall, sowohl beim Kernobst, als auch (aber weniger) beim Steinobst.
Ausdünnen. Das Ausdünnen zu vieler Früchte zielt auf ein Gleichgewicht zwischen vegetativem (Trieb-) und generativem (Frucht-) Wachstum. Grundsätzlich braucht jeder Apfel je nach Sorte etwa 20 Blätter für eine optimale Ausbildung und einen Abstand von 10 cm zur nächsten Einzelfrucht. Bei Zwetschgen bleiben nicht mehr als 25 Früchte pro Meter Fruchtast.
Beerenobst wächst in der Regel strauchartig oder es sind Halbsträucher (Brombeere, Himbeere). Zum Beerenobst zählen Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren mit Josta, Kiwi, Weintrauben und im weitesten Sinne auch Hagebutten, Holunder, Sanddorn, Schlehen.
Bodenmüdigkeit äußert sich durch Kümmerwuchs einer Kultur, wenn die Vorkultur (Apfel nach Apfel, Rosen nach Rosen usw.) von der gleichen Art war. Man spricht dann von Nachbauproblemen. Ursache sind giftige Stoffwechselrückstände der Vorkultur, Nematoden, vor allem aber das Eindringen schädlicher Bodenpilze in die jungen Wurzeln.
Edelreis ist in der Regel ein einjähriger, ausgereifter Holztrieb zur Veredelung oder Umveredelung auf eine > Unterlage.
Formieren. Einen jungen Langtrieb durch Drehung der Längsachse biegsam machen und am Spalier in die gewünschte Richtung bringen. Andere Triebe am Gerüst harmonisch verteilen.
Formobst ist eine planmäßige Erziehungsart des Kernobstes nach bestimmten Formen und Regeln.
Fruchtholz sind alle Zweige, die zur Erzeugung von Blüten und Früchten bestimmt sind. Bei Spalieren ist kurzes Fruchtholz an der Triebbasis erwünscht, mit einer Blüten-Endknospe.
Fungizide sind Pflanzenschutzmittel mit pilztötenden Eigenschaften, Insektizide richten sich gegen tierische Schädlinge.
Herbizide sind Unkrautvernichter. Für den Garten zugelassen: von Compo ein Mittel auf der Basis von Essigsäure, Finalsan Unkrautfrei von Neudorff wirkt durch Pelargonsäure auch gegen Moose und Algen. Die Wirkstoffe sind natürlichen Ursprungs, nicht bienengefährlich und biologisch abbaubar.
Junifruchtfall. Um Mitte Juni, 3-4 Wochen nach der Vollblüte, werden hauptsächlich Jungfrüchte mit unvollkommen entwickelter Samenanlage abgeworfen. Eine andere Ursache kann anhaltender Wassermangel sein oder eine Unterversorgung mit Nährstoffen.
Kambium ist eine dünne, aktive Zellschicht mit intensiver Zellteilung, die nach außen Rindenzellen, nach innen Holzzellen bildet. Intaktes Kambium ist bei der Wundheilung, bei Stecklingsvermehrung und bei der Verwachsung von Edelreisern von größter Wichtigkeit.
Kernobst enthält den Samen in einem vom Fruchtfleisch getrennten Kernhaus. Kernobst unterteilt sich in Äpfel, Birnen, Quitten, Mispeln, Speierlinge.
Kordon (oder Cordon = franz. Schnur) ist die frühere Bezeichnung für die heutigen Schnurbäume mit kurzem, seitlichem Fruchtholz. Man erzieht sie senkrecht, waagerecht oder schräg an einem Spaliergerüst.
Krebsbefall hat seine Ursache meist in der falschen Sortenwahl auf ungünstigen Standorten. Diese Pilzkrankheit wird durch einen Überschuss an stickstoffhaltigen Düngern begünstigt. Zumeist sind anfällige Apfelsorten betroffen.
Leittriebe sind zunächst einjährige Triebe in Verlängerung der Hauptkronenachse. An ihnen entwickelt sich das > Fruchtholz. Sie werden im August noch einmal am Spaliergerüst in die gewünschte Form gebracht.
Palmetten sind einfache, an einem Gerüst erzogene Spalierbäume des Kern- und Steinobstes mit gleichmäßig verteilten Seitenästen.
pH-Wert (lat. Potentia Hydrogenii = wörtlich Kraft des Wasserstoffes). Der pH-Wert gibt also die Konzentration der Wasserstoffionen in einem Medium an, d.h. für den Gartenbau den Säuregrad des Bodens. Die Pflanzenernährung und die Entwicklung der wichtigen Kleinlebewesen sind abhängig von einem bestimmten Bereich, zumeist zwischen pH 6 bis pH 7. Mit einem sogenannten pH-Meter schafft man sich Klarheit.
Pollenspender. Man unterscheidet gute (mit doppeltem Chromosomensatz) und schlechte Pollenspender (mit dreifachem Chromosomensatz). Die Kerne der diploiden Sorten sind im Gegensatz zu den triploiden in der Regel gut ausgebildet und auch keimfähig.
Pomologie beschäftigt sich mit den Merkmalen und Eigenschaften von Früchten und Bäumen, sowie deren Eignung für den Anbau. Pomona ist die Göttin der Fruchtgehölze und des Obstanbaues.
Quirlholz ist ein mehrjähriger, sehr kurz verzweigter Trieb, der am Spalier nach einigen Jahren zu erneuern ist. In Kernobstkronen zeigt er eine beginnende Vergreisung an, wenn gleichzeitig ein natürlicher Zuwachs von Langtrieben fehlt.
Reneklode (franz. Reine Claude), die Königin Claudia. Es ist eine Pflaumenklasse mit sehr süßem Fleisch. Sie ist angeblich nach der Gemahlin von König Franz I. von Frankreich benannt, der solche Pflaumen besonders geschätzt haben soll.
Renette (früher Reinette) ist wahrscheinlich abzuleiten von franz. Rainette = Laubfrosch, also nicht von Reine = Königin.
Schalenobst nennt man jene Obstarten, deren genießbare, ölreiche Kerne von einer festen Hülle umschlossen sind. Dazu zählen die Nüsse, Kastanien und im weiteren Sinne die Mandeln.
Sortenbäume (oder Naschbäume) werden mit verschiedenen Sorten der gleichen Art und sortentypischer Wuchsstärke nachträglich umveredelt, wobei der Mitteltrieb erhalten bleibt.
Steinobst sind Arten, deren Samen von einer harten Hülle im Fruchtfleisch umschlossen sind. Die Gattung Prunus umfasst die Arten Pflaumen (einschließlich Zwetschgen, Mirabellen, Renekloden), Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen.
Topfobstzucht nannte man früher eine Methode, um Obstbäume in Pflanzgefäßen aller Art zu kultivieren. Eine Sammlung solcher Bäumchen wurde als „Obstorangerie“ bezeichnet. Es eignen sich (außer Süßkirschen und Aprikosen) alle gebräuchlichen Obstarten, einschließlich der Beerensträucher.
Umveredelung heißt das Pfropfen auf einen stärkeren Ast oder schwächeren Stamm mit neuen Edelreisern auf eine vorhandene Sorte, die aus bestimmten Gründen nicht befriedigen konnte..
Unterlage. Wurzelteil, der baumschulmäßig mit einer Edelsorte so verbunden wird, sodass sie miteinander dauerhaft verwachsen. Trotz erfolgreicher Verwachsung und damit gegenseitiger Beeinflussung, ist die Kombination keine physiologische Einheit. Für Spaliere sind nur schwachwachsende Unterlagen geeignet.
Veredelung ist das Übertragen einer Sorte auf eine Unterlage (Wurzelteil) mittels verschiedener Techniken. Die Kulturformen unserer Obstbäume bestehen alle aus mindestens zwei, nahe miteinander verwandten pflanzlichen Lebewesen.
Verjüngung ist die Erneuerung vergreister Bäume mit nur geringem Zuwachs und immer kleineren Früchten. Die stärkeren Äste werden erheblich zurückgenommen, um einen Neuaufbau des Spaliers (oder einer Rundkrone) einzuleiten.
Wirtswechsel
So bezeichnet man einen Vorgang, bei dem Schädlinge oder Schadpilze zu einer anderen Pflanzenart abwandern. Am auffälligsten verhalten sich (neben Rostpilzen) die Blattläuse. Die Verbreitung von Viruserkrankungen wird durch die wirtswechselnden Sauger stark gefördert.

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