Kapitel 3 Pflanzmaterial

Pflanzmaterial

  • Gütebestimmungen
  • Bedeutung der Unterlagen

Pflanzmaterial aus Markenbaumschulen

Gütebestimmungen für Spalier- und Formobstbäume
Beim Kauf von Obstbäumen in einer Markenbaumschule ist darauf zu achten, dass das wetterfeste Markenetikett an jedem Baum angebracht ist. Bei allen Obstbäumen der Güteklasse A muss die Sorte, die Unterlage und eventuell die Zwischenveredelung auf dem Markenetikett des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) angegeben sein.

Deutsche Marken Baumschulen

Mitgliedsbetriebe des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e.V., die das geschützte Zeichen führen, haben sich einer freiwilligen Qualitätskontrolle ihrer Produkte und ihres Unternehmens mit Erfolg unterzogen und die Berechtigung zur Führung der Bezeichnung „Deutsche Markenbaumschule“ erworben. Die Prüfung erfolgt in regelmäßigen Abständen unter Beteiligung unabhängiger Sachverständiger. Dem Kunden bietet das Zeichen „Deutsche Markenbaumschule“:
Ein besonderes Qualitätsversprechen,
die Gewähr für Sortenechtheit und Sortenreinheit,
gesunde und wüchsige Pflanzen und damit eine Einkaufshilfe, mit der Qualitätsprodukte aus dem breiten und vielfältigen Angebot herausgehoben werden.
Das Zeichen „Deutsche Markenbaumschule“ wird nur Mitgliedsbetrieben des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e.V. verliehen, die auf Grund ihrer fachlichen und betrieblichen Voraussetzungen die Gewähr für qualitativ einwandfreie Produkte bieten. Dabei werden betriebliche Schwerpunkte in Produktion und Vermarktung von Gehölzen berücksichtigt. Das Zeichen „Deutsche Markenbaumschule“ ist somit das Kennzeichen für einen Fachbetrieb für Baumschulgehölze, also auch für Spalierbäume.

Nur virusfreie Bäume mit rotem Etikett kaufen.
Alle Spalier- und Formobstbäume müssen auf schwach wüchsigen Typenunterlagen veredelt sein und die einjährigen Triebe müssen stets für die regelmäßige Form entsprechende Normallänge haben und gut wüchsig sein.
Senkrechte Schnurbäume müssen einen geraden Stamm haben. Mehrjährige sollen, bis auf den letzten Jahrestrieb, gleichmäßig mit Fruchtholz besetzt sein.
Palmette Mindesthöhe Stamm 40 cm. Die Leitäste müssen gleichmäßig entwickelt und in einem Winkel von 45° formiert sein.
Fächerformen müssen mit ihren Trieben gleichmäßig verteilt sein und eine der Art entsprechende normale Länge haben.
U-Formen und Verrier-Palmetten müssen zwischen den Seitenarmen einen Abstand von mindestens 50 cm haben und entsprechend ihrem Alter mit Fruchtholz besetzt sein Astpaare müssen die gleiche Wuchsstärke haben.
Pyramide Mindesthöhe Stamm 60 cm. Sie müssen einen geraden Mitteltrieb und mindestens drei gut entwickelte Leitäste aufweisen.
Diese Gütebestimmungen gelten für alle Markenbaumschulen, doch weichen branchenfremde Anbieter oftmals von diesen Richtlinien zum Nachteil des Käufers ab.

Beim Pflanzenkauf ist darauf zu achten, dass der künftige Kernobst-Spalierbaum speziell als „Spalierbusch“ oder als „Spindel“ ausgewiesen ist, die der weiteren Erziehung am Standort bedürfen. Vorformierte U-Formen und Verrierpalmetten aus dem Versandhandel weisen oftmals zu enge Abstände der Seitenarme auf, sodass solche Bäume früher oder Später außer Form geraten.
Einjährige Veredelungen eignen sich besser zum Ausgangspunkt eines Spalierbaumes als zweijährige. Außerdem wachsen sie besser an. Es sind stets Bäume auf schwach wachsender Unterlage für eine Spaliererziehung vorzusehen.

Die Bedeutung der Unterlagen für Spalier- und Formobstbäume
Der Begriff „Unterlage“ für den Wurzelteil eines Obstgewächses ist in seiner Wichtigkeit für erfolgreichen Obstanbau im Garten bei vielen Gartenfreunden noch nicht ausreichend bekannt. Bei einer Kaufentscheidung für neue Obstbäume steht deshalb in der Regel zumeist die Sortenbetrachtung im Vordergrund. Spätestens in einer Baumschule mit Selbstbedienung sollte man aber genau über die Unterlagenfrage und die Gütebestimmungen Bescheid wissen, denn schließlich soll so ein Baum ja viele Jahre als Hausgenosse im Garten bleiben.
Ein Obstbaum unserer Kultursorten besteht in der Regel aus zwei, manchmal auch aus drei verschiedenen Teilen, welche in der Baumschule nach ganz bestimmten Vorgaben durch Veredelung zusammengefügt wurden. Fachlich wird dann der Wurzelteil dieser Kombination als „Unterlage“ bezeichnet; die Edelsorte bildet dann den oberen Pflanzenteil.
Heute vermehren Spezialbaumschulen sogenannte Typenunterlagen auf ungeschlechtliche (vegetative) Weise, passend für alle Anforderungen des Obstanbaues. Nicht nur im Erwerbsanbau ist es von großer Wichtigkeit, dass außer der Sortenqualität auch ein gewisses Verhältnis besteht zwischen Standraumbedarf und Ertragshöhe der Bäume.

Die Supporter-Unterlagen wurden 1995 für den Anbau freigegeben. Sie gehen aus der Züchtungsarbeit der Genbank Obst (Prof. Dr. Manfred Fischer) in Dresden-Pillnitz hervor. Lizenznehmer sind verschiedene Baumschulen als Mitglieder der GEVO (Gesellschaft zum Erwerb und Vertrieb von Obstneuheiten).

Apfel-Unterlage, Typ

 

Apfel-Unterlage,
Typ

Wuchsstärke

Eigenschaft

Zusätzl. Bemerkung

*Supporter
1

M9 x
M.baccata’Himalaica

ca.
80 % von M 9

Erträge
früh einsetzend, höher als M9. Alternanzmindernd.

Ausreichend frosthart.

Nur
für gute Böden. Laub ist

schorffrei,
wenig Mehltau.

Starke Kurztriebbildung

*P22,

Polnische Züchtung

ca. 80 % von M 9 Frühe Erträge.
Resistent gegen Kragenfäule
Nur für gute Böden.
Frosthart

*Supporter
2

M9 x M.
micromalus

Etwas unter M 9 wie Supporter 1 Wie Supp.1 Ausdünnung
nötig.

*Supporter
3

M9 x M.
micromalus

Fast gleich mit M 9 wie Supporter 1 wie Supp.1+2 sehr gute
Fruchtausfärbung, ohne verkürzte Lagerdauer

M
9

Gelber Metzer Paradies

Bisher gebräuchlichste
Unterlage. Wurzeln flach, brüchig.
Erträge früh
einsetzend, keine Alternanzminderung.
Nur für beste Böden.
Gefährdet durch Wühlmaus Wildverbiß und Kragenfäule.

M
26

M16 x M9

Etwas stärker als M 9 Erträge früh, etwas
geringere Fruchtausfärbung. Frosthärter als M9.

Auch
für geringere Böden.

Weniger gefährdet durch
Wühlmaus und Kragenfäule.

 

Unterlagen für Birnen
Im Freizeitgarten ist noch immer, trotz vieler Nachteile, die Unterlage Quitte A verbreitet. Die extrem schwachwachsende Unterlage Quitte C sollte nur für sehr stark wachsende Sorten oder für Topfobstbäume verwendet werden. Gemäß Angaben aus der Forschungsanstalt Geisenheim hat sich die Festigkeit der neuen Unterlage Pyrodwarf gegenüber dem Feuerbrand nicht in vollem Umfang bestätigt.

Birnen-Unterlage

 

Birnen-Unterlage

Wuchsstärke

Eigenschaft

Zusätzl. Bemerkung

Pyroplus

(in
Amerika Rhenus 3)

Geisenheimer Züchtung

Mittelstark, speziell
für schwachwachsende Sorten.

Frühe
und hohe Erträge. Alternanzmindernd,

chlorosefest.

Für schwere, harte
Böden. Standfest, frosthart. Hohe Verträglichkeit mit Sorten.

Quitte
A

 

Etwa 30 % schwächer als
Sämling,

Frühere
u. höhere Erträge.

Empfindl. für
Wurzelfrost

Bisher gebräuchlichste
Unterlage für Gärten u. Erwerbsanbau

Pyrodwarf

(in
Amerika Rhenus 1)

Geisenheimer Züchtung

Etwas unterhalb von Qu.A

Erträge
ab 2. Standjahr. Alternanzmindernd,

chlorosefest.

Standfest, frosthart.
Hohe Verträglichkeit mit Sorten.
Quitte C Extrem schwach, unter 3
m
Sehr reich u. früh
fruchtend. Hohe Ansprüche.

Kürzere
Lebenszeit,

Sehr pflegeintensiv.

 

Sauerkirschen lassen sich grundsätzlich auch auf allen Süßkirschunterlagen veredeln, doch sind spezielle Auslesen, aufgrund der Wachstumsunterschiede, noch besser geeignet. Standardunterlage ist Prunus F 12/1; auf leichten und trockeneren Böden wird Prunus mahaleb mit der Selektion Hüttners bevorzugt. Durch Stecklinge vermehrte Sauerkirschen wachsen schwach und sind robuster gegenüber Krankheiten und ungünstigen Standortverhältnissen.

Gebräuchliche Kirschenunterlagen. Prunus avium F12/1 = 100 %

 

Unterlage

Wuchs/Standort

Eigenschaft

Zusätzl. Bemerkung

GiSelA
5

Gießener Selektion A 5

Schwach
= 50%

Gute Böden bevorzugt

Frosthart

Früher u. hoher Ertrag

Bevorzugte Unterlage. Mit
vielen Sorten gut verträglich.

Aus
Weihenstephan

Weiroot-Unterlagen
W 13

W 158

Trockene,
warme Böden

Mittelstark
= 70%

Schwach = 50%

Früher und hoher Ertrag

Pflegeintensiv,
wie alle schwachwüchsigen.

 

Tabel-Edabriz

Frankreich, Auslese von
iranischen Sauerkirschen.

etwa 40% von F12/1

Frostempfindlich.

Sonst anspruchslos

Bisher
keine Unverträglichkeit

beobachtet.

 

Gebräuchliche Pflaumenunterlagen
Bemerkung: Pflaume ist der Oberbegriff für Rundpflaumen, Zwetschgen, Mirabellen, Renekloden.

 

Name

Wuchs / Ertrag

Bemerkung

INRA 655/2 Etwas geringer als St.
Julien A, verbesserte Fruchtgröße.

Eigenschaften
wie St. Julien, gelegentlich Wurzelschosse.

geeignet für Spindel +
Spaliere.

(Jaspy) Fereley

Wuchs
wie Ishtara.

Für
schwere Böden geeignet,

ohne Chlorose. Hoher
Ertrag

Wenig empfindlich für
Scharka, mit Edelsorten verträglich. Standfest und ohne
Wurzelschosse.

Ishtara

Frankreich

Etwas
geringer als 655/2.

Hoher Ertag

Ermöglicht
engen Standraum, etwa 3,5x2m. Nicht für Kalkböden.

Gute
Sortenverträglichkeit.

Pr.
tomentosa

Klon 6

schwach,
auch für Topfobst.

Hoher Ertrag

Gute
Sortenverträglichkeit auf leichten Böden.
Wangenheim Mittelstark, wie 655/2.
Beeinflusst gute Fruchtqualität
Ohne Wurzelschosse.
Anspruchslos an Standort.

 

Einige Pflaumensorten lassen sich auch durch Steckholz vermehren und stehen dann auf eigener Wurzel. Damit entfallen auch meist die lästigen Wurzelschosse.

Pfirsichunterlagen
Gemäß dem Wärmeanspruch der Pfirsiche ist der Sämling (meist Kernechter vom Vorgebirge) die bevorzugte Unterlage für leichtere, warme Böden. Andernfalls ist die Pflaumenunterlage 655/2 oder speziell Julior anzuraten. Wie erfahrene Fachleute berichten, kann die extreme Schwachwüchsigkeit der Pfirsiche auf der neuen Unterlage ‘Pumiselect‘ möglicherweise auf einer gewissen Unverträglichkeit beruhen. Somit wäre die Lebensdauer solcher Verbindungen sehr begrenzt. ‘Pumiselect‘ stammt aus der Forschungsanstalt Geisenheim, wo seit 1992 ein Versuch mit Pfirsich und Aprikose auf dieser Unterlage läuft. Es sind aber auch noch andere, neue Unterlagen mit einbezogen.
Prunus domestica ‘Brompton’ gilt schon seit jeher als geeignet für schwere, kalkreiche Böden. Wie auch bei den anderen Pflaumenunterlagen muss man allerdings mit lästigen Wurzelschossen rechnen.

Pflanzgut der Weinreben
Wegen der Befallsgefahr durch die Reblaus dürfen in Weinbaugebieten auch in Hausgärten nur sogenannte Pfropfreben (Sorten auf reblausfesten Unterlagen) gepflanzt werden. Auskünfte über die Ausdehnung solcher Gebiete geben die Weinbauämter oder amtliche Beratungsstellen.
Nur außerhalb der Schutzzonen ist eine Eigenvermehrung durch Steckhölzer oder Absenker zulässig; ein sicheres Anwachsen garantieren jedoch die Topfreben aus der Baumschule.

Obstunterlage, Einfluss auf die Wuchskraft der Spaliere
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