Pflanzmaterial
- Gütebestimmungen
- Bedeutung der Unterlagen
Pflanzmaterial aus Markenbaumschulen
Gütebestimmungen für Spalier- und Formobstbäume
Beim Kauf von Obstbäumen in einer Markenbaumschule ist darauf zu achten, dass das wetterfeste Markenetikett an jedem Baum angebracht ist. Bei allen Obstbäumen der Güteklasse A muss die Sorte, die Unterlage und eventuell die Zwischenveredelung auf dem Markenetikett des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) angegeben sein.
Mitgliedsbetriebe des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e.V., die das geschützte Zeichen führen, haben sich einer freiwilligen Qualitätskontrolle ihrer Produkte und ihres Unternehmens mit Erfolg unterzogen und die Berechtigung zur Führung der Bezeichnung „Deutsche Markenbaumschule“ erworben. Die Prüfung erfolgt in regelmäßigen Abständen unter Beteiligung unabhängiger Sachverständiger. Dem Kunden bietet das Zeichen „Deutsche Markenbaumschule“:
Ein besonderes Qualitätsversprechen,
die Gewähr für Sortenechtheit und Sortenreinheit,
gesunde und wüchsige Pflanzen und damit eine Einkaufshilfe, mit der Qualitätsprodukte aus dem breiten und vielfältigen Angebot herausgehoben werden.
Das Zeichen „Deutsche Markenbaumschule“ wird nur Mitgliedsbetrieben des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e.V. verliehen, die auf Grund ihrer fachlichen und betrieblichen Voraussetzungen die Gewähr für qualitativ einwandfreie Produkte bieten. Dabei werden betriebliche Schwerpunkte in Produktion und Vermarktung von Gehölzen berücksichtigt. Das Zeichen „Deutsche Markenbaumschule“ ist somit das Kennzeichen für einen Fachbetrieb für Baumschulgehölze, also auch für Spalierbäume.
Nur virusfreie Bäume mit rotem Etikett kaufen.
Alle Spalier- und Formobstbäume müssen auf schwach wüchsigen Typenunterlagen veredelt sein und die einjährigen Triebe müssen stets für die regelmäßige Form entsprechende Normallänge haben und gut wüchsig sein.
Senkrechte Schnurbäume müssen einen geraden Stamm haben. Mehrjährige sollen, bis auf den letzten Jahrestrieb, gleichmäßig mit Fruchtholz besetzt sein.
Palmette Mindesthöhe Stamm 40 cm. Die Leitäste müssen gleichmäßig entwickelt und in einem Winkel von 45° formiert sein.
Fächerformen müssen mit ihren Trieben gleichmäßig verteilt sein und eine der Art entsprechende normale Länge haben.
U-Formen und Verrier-Palmetten müssen zwischen den Seitenarmen einen Abstand von mindestens 50 cm haben und entsprechend ihrem Alter mit Fruchtholz besetzt sein Astpaare müssen die gleiche Wuchsstärke haben.
Pyramide Mindesthöhe Stamm 60 cm. Sie müssen einen geraden Mitteltrieb und mindestens drei gut entwickelte Leitäste aufweisen.
Diese Gütebestimmungen gelten für alle Markenbaumschulen, doch weichen branchenfremde Anbieter oftmals von diesen Richtlinien zum Nachteil des Käufers ab.
Beim Pflanzenkauf ist darauf zu achten, dass der künftige Kernobst-Spalierbaum speziell als „Spalierbusch“ oder als „Spindel“ ausgewiesen ist, die der weiteren Erziehung am Standort bedürfen. Vorformierte U-Formen und Verrierpalmetten aus dem Versandhandel weisen oftmals zu enge Abstände der Seitenarme auf, sodass solche Bäume früher oder Später außer Form geraten.
Einjährige Veredelungen eignen sich besser zum Ausgangspunkt eines Spalierbaumes als zweijährige. Außerdem wachsen sie besser an. Es sind stets Bäume auf schwach wachsender Unterlage für eine Spaliererziehung vorzusehen.
Die Bedeutung der Unterlagen für Spalier- und Formobstbäume
Der Begriff „Unterlage“ für den Wurzelteil eines Obstgewächses ist in seiner Wichtigkeit für erfolgreichen Obstanbau im Garten bei vielen Gartenfreunden noch nicht ausreichend bekannt. Bei einer Kaufentscheidung für neue Obstbäume steht deshalb in der Regel zumeist die Sortenbetrachtung im Vordergrund. Spätestens in einer Baumschule mit Selbstbedienung sollte man aber genau über die Unterlagenfrage und die Gütebestimmungen Bescheid wissen, denn schließlich soll so ein Baum ja viele Jahre als Hausgenosse im Garten bleiben.
Ein Obstbaum unserer Kultursorten besteht in der Regel aus zwei, manchmal auch aus drei verschiedenen Teilen, welche in der Baumschule nach ganz bestimmten Vorgaben durch Veredelung zusammengefügt wurden. Fachlich wird dann der Wurzelteil dieser Kombination als „Unterlage“ bezeichnet; die Edelsorte bildet dann den oberen Pflanzenteil.
Heute vermehren Spezialbaumschulen sogenannte Typenunterlagen auf ungeschlechtliche (vegetative) Weise, passend für alle Anforderungen des Obstanbaues. Nicht nur im Erwerbsanbau ist es von großer Wichtigkeit, dass außer der Sortenqualität auch ein gewisses Verhältnis besteht zwischen Standraumbedarf und Ertragshöhe der Bäume.
Die Supporter-Unterlagen wurden 1995 für den Anbau freigegeben. Sie gehen aus der Züchtungsarbeit der Genbank Obst (Prof. Dr. Manfred Fischer) in Dresden-Pillnitz hervor. Lizenznehmer sind verschiedene Baumschulen als Mitglieder der GEVO (Gesellschaft zum Erwerb und Vertrieb von Obstneuheiten).
Apfel-Unterlage, Typ
Apfel-Unterlage,
|
Wuchsstärke |
Eigenschaft |
Zusätzl. Bemerkung |
*Supporter M9 x |
ca. 80 % von M 9 |
Erträge Ausreichend frosthart. |
Nur schorffrei, Starke Kurztriebbildung |
*P22, Polnische Züchtung |
ca. 80 % von M 9 | Frühe Erträge. Resistent gegen Kragenfäule |
Nur für gute Böden. Frosthart |
*Supporter M9 x M. |
Etwas unter M 9 | wie Supporter 1 | Wie Supp.1 Ausdünnung nötig. |
*Supporter M9 x M. |
Fast gleich mit M 9 | wie Supporter 1 | wie Supp.1+2 sehr gute Fruchtausfärbung, ohne verkürzte Lagerdauer |
M Gelber Metzer Paradies |
Bisher gebräuchlichste Unterlage. Wurzeln flach, brüchig. |
Erträge früh einsetzend, keine Alternanzminderung. |
Nur für beste Böden. Gefährdet durch Wühlmaus Wildverbiß und Kragenfäule. |
M M16 x M9 |
Etwas stärker als M 9 | Erträge früh, etwas geringere Fruchtausfärbung. Frosthärter als M9. |
Auch Weniger gefährdet durch |
Unterlagen für Birnen
Im Freizeitgarten ist noch immer, trotz vieler Nachteile, die Unterlage Quitte A verbreitet. Die extrem schwachwachsende Unterlage Quitte C sollte nur für sehr stark wachsende Sorten oder für Topfobstbäume verwendet werden. Gemäß Angaben aus der Forschungsanstalt Geisenheim hat sich die Festigkeit der neuen Unterlage Pyrodwarf gegenüber dem Feuerbrand nicht in vollem Umfang bestätigt.
Birnen-Unterlage
Birnen-Unterlage |
Wuchsstärke |
Eigenschaft |
Zusätzl. Bemerkung |
Pyroplus (in Geisenheimer Züchtung |
Mittelstark, speziell für schwachwachsende Sorten. |
Frühe chlorosefest. |
Für schwere, harte Böden. Standfest, frosthart. Hohe Verträglichkeit mit Sorten. |
Quitte
|
Etwa 30 % schwächer als Sämling, |
Frühere Empfindl. für |
Bisher gebräuchlichste Unterlage für Gärten u. Erwerbsanbau |
Pyrodwarf (in Geisenheimer Züchtung |
Etwas unterhalb von Qu.A |
Erträge chlorosefest. |
Standfest, frosthart. Hohe Verträglichkeit mit Sorten. |
Quitte C | Extrem schwach, unter 3 m |
Sehr reich u. früh fruchtend. Hohe Ansprüche. |
Kürzere Sehr pflegeintensiv. |
Sauerkirschen lassen sich grundsätzlich auch auf allen Süßkirschunterlagen veredeln, doch sind spezielle Auslesen, aufgrund der Wachstumsunterschiede, noch besser geeignet. Standardunterlage ist Prunus F 12/1; auf leichten und trockeneren Böden wird Prunus mahaleb mit der Selektion Hüttners bevorzugt. Durch Stecklinge vermehrte Sauerkirschen wachsen schwach und sind robuster gegenüber Krankheiten und ungünstigen Standortverhältnissen.
Gebräuchliche Kirschenunterlagen. Prunus avium F12/1 = 100 %
Unterlage |
Wuchs/Standort |
Eigenschaft |
Zusätzl. Bemerkung |
GiSelA Gießener Selektion A 5 |
Schwach Gute Böden bevorzugt |
Frosthart Früher u. hoher Ertrag |
Bevorzugte Unterlage. Mit vielen Sorten gut verträglich. |
Aus Weiroot-Unterlagen W 158 |
Trockene, Mittelstark Schwach = 50% |
Früher und hoher Ertrag |
Pflegeintensiv,
|
Tabel-Edabriz Frankreich, Auslese von |
etwa 40% von F12/1 |
Frostempfindlich. Sonst anspruchslos |
Bisher beobachtet. |
Gebräuchliche Pflaumenunterlagen
Bemerkung: Pflaume ist der Oberbegriff für Rundpflaumen, Zwetschgen, Mirabellen, Renekloden.
Name |
Wuchs / Ertrag |
Bemerkung |
INRA 655/2 | Etwas geringer als St. Julien A, verbesserte Fruchtgröße. |
Eigenschaften geeignet für Spindel + |
(Jaspy) Fereley |
Wuchs Für ohne Chlorose. Hoher |
Wenig empfindlich für Scharka, mit Edelsorten verträglich. Standfest und ohne Wurzelschosse. |
Ishtara Frankreich |
Etwas Hoher Ertag |
Ermöglicht Gute |
Pr. Klon 6 |
schwach, Hoher Ertrag |
Gute Sortenverträglichkeit auf leichten Böden. |
Wangenheim | Mittelstark, wie 655/2. Beeinflusst gute Fruchtqualität |
Ohne Wurzelschosse. Anspruchslos an Standort. |
Einige Pflaumensorten lassen sich auch durch Steckholz vermehren und stehen dann auf eigener Wurzel. Damit entfallen auch meist die lästigen Wurzelschosse.
Pfirsichunterlagen
Gemäß dem Wärmeanspruch der Pfirsiche ist der Sämling (meist Kernechter vom Vorgebirge) die bevorzugte Unterlage für leichtere, warme Böden. Andernfalls ist die Pflaumenunterlage 655/2 oder speziell Julior anzuraten. Wie erfahrene Fachleute berichten, kann die extreme Schwachwüchsigkeit der Pfirsiche auf der neuen Unterlage ‘Pumiselect‘ möglicherweise auf einer gewissen Unverträglichkeit beruhen. Somit wäre die Lebensdauer solcher Verbindungen sehr begrenzt. ‘Pumiselect‘ stammt aus der Forschungsanstalt Geisenheim, wo seit 1992 ein Versuch mit Pfirsich und Aprikose auf dieser Unterlage läuft. Es sind aber auch noch andere, neue Unterlagen mit einbezogen.
Prunus domestica ‘Brompton’ gilt schon seit jeher als geeignet für schwere, kalkreiche Böden. Wie auch bei den anderen Pflaumenunterlagen muss man allerdings mit lästigen Wurzelschossen rechnen.
Pflanzgut der Weinreben
Wegen der Befallsgefahr durch die Reblaus dürfen in Weinbaugebieten auch in Hausgärten nur sogenannte Pfropfreben (Sorten auf reblausfesten Unterlagen) gepflanzt werden. Auskünfte über die Ausdehnung solcher Gebiete geben die Weinbauämter oder amtliche Beratungsstellen.
Nur außerhalb der Schutzzonen ist eine Eigenvermehrung durch Steckhölzer oder Absenker zulässig; ein sicheres Anwachsen garantieren jedoch die Topfreben aus der Baumschule.
Übersicht |