Kapitel 12 Pflanzenschutz

Pflanzenschutz

Naturgemäße und biologische Pflanzenschutzmittel sind für viele Bereiche und in großer Auswahl verfügbar, um Pflanzenschäden zu verhüten. Dennoch sollte sich die Anbauplanung auf die Sortenfrage konzentrieren, wodurch die meisten Hilfsmittel entfallen können. Die persönliche Vorliebe des Gärtners für eine bestimmte Sorte ist für die Pflanzen ohne jede Bedeutung, sondern ihr Anspruch an den Standort. Wird er von vornherein beachtet, so lassen sich viele Kosten für Pflanzenschutzmittel einsparen.

Pflanzenschutzmittel müssen zugelassen sein. Sie dürfen nur gemäß in der Zulassung festgesetzten und in der Gebrauchsanleitung angegebenen Anwendungsgebieten eingesetzt werden. Gleichzeitig ist die Einhaltung der vorgeschriebenen Anwendungsbestimmungen zwingend.
Vereinfacht: Es ist nur noch das erlaubt, was in der Gebrauchsanleitung steht – und sonst nichts.
Schlussfolgerung: Wer Pflanzenschutzmittel in seinem Garten einsetzen will, der muss sich mit den
betreffenden Bestimmungen des Pflanzenschutzgesetzes befassen.

Pflanzenschutzgeräte
werden sowohl für Pflanzenschutzmittel, als auch für die Blattdüngung gebraucht, außerdem für Unkrautmittel auf natürlicher Grundlage (Compo, Neudorff). Um häufigeres Nachfüllen zu vermeiden, sollte man im Zweifelsfall immer das größere Gerät wählen, weil dann problemlos auch kleinere Mengen versprüht werden können. Siehe auch 11) Werkzeuge und Hilfsmittel.

Schorf-an-Birne
Schorf-an-Birne

Pilzerkrankungen
Für eine Bekämpfung der Schadorganismen mit naturgemäßen Mitteln, insbesondere des Schorfes beim Kernobst und der Kräuselkrankheit beim Pfirsich, ist der Zeitpunkt erfolgsentscheidend. Wie Beobachtungen lehren, kann es bei regnerischem Wetter bereits zur Erstinfektion im Spätwinter kommen, wenn sich die Knospenschuppen gerade abspreizen. Das „Mausohrstadium“ der Jungblätter ist deshalb heute kein Maßstab mehr für eine Austriebsspritzung.

Schorfbefall
Schorfbefall

Handschuhe anziehen bei der Kernobsternte, denn die empfindlichen Fruchtschalen könnten durch Fingernägel verletzt werden. Jede Schalenverletzung erhöht die Infektionsgefahr durch pilzliche Lagerkrankheiten. Bei Nässe soll man nicht ernten.

Der Schorfzyklus

  • Nach dem Laubfall überwintert der Schorfpilz auf infizierten Blättern am Boden. Wie Versuche in größeren Anlagen belegen, kann der Zersetzungsprozess des Laubes durch Zerkleinerung (Mulchmäher) beschleunigt werden, sodass die Wintersporen mithilfe von Bakterien, vor allem aber durch Regenwürmer wirkungslos werden. Im Garten wird man infiziertes Laub ganz entfernen, bzw. vergraben.
  • Im Frühjahr werden die Wintersporen durch Regen und Wind auf die jungen Austriebe befördert. Der Sporenflug kann bis zum Frühsommer andauern. Bei anhaltender Nässe und bestimmter Mindestwärme sind die jungen Blätter besonders infektionsgefährdet. Die Spore bildet auf dem feuchten Blatt einen Keimschlauch, der unter die Wachsschicht des Blattes dringt. Ein Pilzgeflecht entsteht.
  • Nach Ausbildung des Pilzgeflechtes wird die Wachsschicht von innen mit Sporenträgern durchbrochen. Es entstehen Sommersporen. Durch Regentropfen werden die Sommersporen von ihren Trägerzellen abgelöst und mit dem Wind verbreitet. Während der gesamten Vegetationszeit wachsen aus den Trägerzellen immer neue Sporen nach, wodurch die Infektion auf Blätter und Früchte weitergetragen wird.
    Die Schorfbekämpfung zielt vor allem darauf, dass mit geeigneten Mitteln ein dauerhaft schützender Blattbelag erzielt wird. Dadurch kann die Spore an der Bildung eines Keimschlauches gehindert werden.
  • Die Sporen Schorfpilze benötigen für eine Blattinfektion ein gewisses Zusammenwirken von Feuchte und Wärme. Allerdings kann es gewisse zeitliche Abweichungen durch unterschiedliche Rassen (mittlerweile sieben) geben. Wenn bis in den Juni keine Blattinfektion mehr stattfand, so bleiben die Blätter bis zum September wohl schorffrei.

Schorftabelle nach Mills, ausgehend von der ersten Schorfrasse.

Durchschnitts-
Temperatur

Für die Infektion benötigte
Benetzungsdauer

bis 05°C

über 48 Std

06°C

25 Std

07°C

20 Std

08°C

17 Std

09°C

15 Std

10°C

14 Std

11°C

12 Std

13°C

11 Std

14°C

10 Std

16-21°C

9 Std

 

Die Telefon-Ansagedienste und die Warnmeldungen der Dienststellen für den Pflanzenschutz geben in der kritischen Zeit die nötigen Hinweise.
Es ist darauf hinzuweisen, dass ein minimaler Pflanzenschutz gegen Pilzkrankheiten trotz ausgewiesener Widerstandskraft der Obstsorten gewährleistet sein muss, damit eine vorhandene Resistenz oder Toleranz einer Sorte nicht nach einiger Zeit durchbrochen wird.

Befall-Mehltau
Befall-Mehltau

Mehltaupilze gelten als „Schönwetterparasiten“ an Obstbäumen und anderen Gartenpflanzen. Sie entwickeln sich am besten, wenn die Tage warm und die Nächte kühl mit Taubildung sind. Bei solcher Witterung ist eine genaue Beobachtung angesagt, um die zeitlich richtige Bekämpfung einzuleiten.

An den Triebspitzen entstehen oft kurze Verzweigungen, sog. Hexenbesen, die leicht mit der Triebsucht verwechselt werden können. Auf der Fruchtschale von Äpfeln erscheint die typische Netzberostung. Besonders anfällig sind ‘Cox Orange‘, ‘Gravensteiner‘, ‘Ingrid Marie‘, ‘Jonathan‘,

Apfelmehltau
Apfelmehltau

‘Klarapfel‘, ‘McIntosh‘, ‘Ontario‘. Trockengebiete und geschlossene Lagen sind mehltaufördernd. Gegen Mehltaupilze wurde Natriumcarbonat (Natriumhydrocarbonat) erfolgreich geprüft. Das Produkt fällt an bei der Sodaherstellung (für Glas) und ist auch Bestandteil des Backpulvers. Gute Erfahrungen liegen auch bei Rosen und im Weinbau vor. Lieferant: Fa. Biofa in 72525 Münsingen. Ebenso erwies sich das Rapsölprodukt Naturen (Compo) als wirksam.

Apfelmonilia
Apfelmonilia
Birnenmonilia
Birnenmonilia
Monilia
Monilia

Moniliakrankheit (Monilia laxa) an Sauerkirschen äußert sich durch Triebwelke etwa 3-4 Wochen nach der Blüte. Anhaftende Blütenreste, Jungfrüchte und Blätter verdorren und bleiben oft bis über Winter an den Zweigen hängen. Sporen der M. laxa keimen auf den Blütennarben aus und dringen von dort mit ihren Keimschläuchen bis in die jungen Zweige. Infektionen kommen nur bei feuchtwarmer Witterung während der Blütezeit vor. Auch Monilia frutigena (Fruchtfäule) verursacht beim Kern- und Steinobst ganz erhebliche Schäden, die durch Wespenfraß an den kranken Früchten noch verbreitet werden. Fruchtmumien, die über Winter noch hängen, entwickeln im Frühjahr Unmengen von Sporen, die Blüten und Jungfrüchte infizieren können. Sehr anfällig ist die Sorte ‘Schattenmorelle‘.

Birnengitterrost
Birnengitterrost

Birnengitterrost wird durch einen der vielen wirtswechselnden Rostpilze verursacht. Typisch sind die gelben Flecke blattoberseits im Frühsommer; später bilden sich an den Blattunterseiten hellbraune Gewebewucherungen. Wirtspflanze sind bestimmte Wacholderarten, darunter auch der weit verbreitete Juniperus chinensis ‘Pfitzeriana‘ (heute J. x media ‘Pfitzeriana‘). Schon der junge Birnenaustrieb wird durch Sporen infiziert, die vom Wacholder stammen.

Birnengitterrost-Wacholder
Birnengitterrost-Wacholder

Der Birnengitterrost ist heute offenbar nicht mehr auf Wacholderarten als Zwischenwirt angewiesen, sondern kann direkt von überwinterten Sporen an Birnbäumen aus infizieren. Anders ist der Pilzbefall nicht erklärbar, nach den größeren Räumaktionen von Wacholder aus den Gärten. Nach der Literatur sollen sich die Wintersporen kaum über 100 m vom Wacholder weg ausbreiten, oft ist die Entfernung ganz bedeutend größer und trotzdem tritt ein Befall auf.

Pflaumenrost ist eine verbreitete Pilzkrankheit und kann aber auch vereinzelt an Aprikosen, Pfirsichen und Mirabellen auftreten. Zunächst erscheinen ab Juni kleine, gelbe Fleckchen blattoberseits, an der Unterseite entwickeln sich zimtbraune Sporenhäufchen. Bei starkem Befall sind die Bäume schon im August fast blattlos, die Früchte schmecken fade, denn es fehlt der Zucker.
Wie viele Rostpilze lebt auch der Pflaumenrost auf einem Zwischenwirt, dessen Sporen im Mai von Anemonenarten und anderen Hahnenfußgewächsen kommen. Nach bisherigen Beobachtungen bleiben befallsfrei: ‘Anna Späth‘, ‘Bühler‘, ‘Elena‘ ,‘Graf Brühl‘, ‘Jojo‘, ‘Stanley‘, ‘Valor‘.
Taschen-(Narren-) Krankheit bei Pflaumen tritt gebietsweise stärker auf, wenn in der Blütezeit kaltfeuchtes Wetter herrscht. Frühzwetschgen werden in der Regel weniger befallen. Der Erreger ist ein Schlauchpilz, der an den Trieben überlebt und bei günstigen Bedingungen die Fruchtknoten in den Blüten infiziert. Die Früchte sind dann taschenartig missgebildet und fast steinlos. Eine direkte Fungizidbekämpfung ist nur vor, während und nach der Hauptblüte wirksam.

Pfirsichkräuselkrankheit
Pfirsichkräuselkrankheit

Kräuselkrankheit am Pfirsich. Schon wenn sich im Nachwinter die Knospenschuppen spreizen, kann der Pilz bei feuchtem Wetter aktiv werden. Wegen der unzureichenden Wirksamkeit naturgemäßer Bekämpfungsmittel gegen die Pilzkrankheit sollte man die erste Behandlung in jedem Fall mit einem Kupfermittel (u.a. Funguran) beginnen. Vor weiteren Kupferbehandlungen wird gewarnt, um das Bodenleben zu schonen. „Geheimmittel“, etwa Spritzungen mit Meerrettichauszügen, blieben in Versuchen weitgehend wirkungslos. Mit der Anpflanzung widerstandsfähiger Sorten, etwa ‘Alexander‘, ‘Amsden‘, ‘Benedicte‘, ‘Cumberland‘, ‘Proskauer‘, ‘Roter Ellerstädter‘, ist man eher auf der sicheren Seite.

Anfälligkeit der Aprikose. Zweig- und Fruchtmonia sind an Aprikose verbreitet, deshalb sollen die Fruchtmumien, wie auch an anderen Obstarten, stets entfernt werden. Ungünstiger Standort verursacht Gummifluß und Bakterienbrand. Schrotschußkrankheit an Blättern und Schorf an Früchten schaden ebenfalls. Auch Scharkavirose ist mitunter ein Problem.

Holzkrankheiten

Infektion durch schädliche Holzpilze an den Obstbäumen. Insbesondere bei frostfreier, feuchter Winter- und Frühjahrswitterung besteht immer die Gefahr eines Befalls. Ihre nicht sichtbaren Sporen dringen auch in kleinste Verletzungen, wie etwa unversorgte Schnittwunden, Frostrisse oder Wildverbiss in das Holz ein. Dort keimt jede Spore aus, dringt in den Holzkörper ein und zerstört das Holzgewebe mittels verzweigter Pilzfäden (Hyphen), ähnlich der Pflanzenwurzeln im Erdboden. Der Saftfluss ist nun unterbrochen, während das Pilzgewebe weiter zum Stamm hin oder abwärts wuchert. Als Vorsorge sollte man die Schnittwunden also schnellstmöglich mit einem fungizidhaltigen Mittel verstreichen, die Ränder sonstiger Rindenverletzungen glatt schneiden und ebenfalls versorgen. Der Wind kann die Sporen sehr weit tragen, deshalb lohnt es sich mitunter, auch die Bäume der Nachbarn auf Anzeichen des Pilzbefalls zu beobachten. Erfahrungsgemäß sind besonders solche Bäume für alle Arten von Infektionen gefährdet, welche auf schweren, nassen Böden stehen und/oder infolge hoher Stickstoffgaben zu mastig wachsen.

Apfelkrebs
Apfelkrebs

Obstbaumkrebs kann durch unversorgte Schnittwunden, Frostrisse oder andere Verletzungen eindringen. Nach Kälteperioden und einem Witterungswechsel mit Regen sind gute Bedingungen für die Sporenverbreitung dieser bekannten Erkrankung gegeben. Die Sporen werden laufend aus den kugeligen, rötlichen Sporenträgern an älteren Krebsstellen ab Mitte Oktober bis zum Winterende freigesetzt. Deshalb keinen Winterschnitt bei Nässe durchführen und keine Aststummel stehen lassen!
Krebsbefall an Apfelbäumen kann sowohl durch Vererbung anfälliger Sorten auftreten, als auch andere Ursachen haben, etwa wenn auf sehr stark treibenden Bäumen schwach und langsam wachsende Sorten aufveredelt werden oder starke Verjüngung vor dem Laubaustrieb oder kalte Standorte mit schweren Böden bei wärmebedürftigen Sorten. Eine der häufigsten Ursachen aber ist die einseitige Überdüngung mit Stickstoff bei gleichzeitigen Mangel an Kali. Die Krebsstellen sind nach dem Laubfall gut sichtbar und sollten baldmöglichst versorgt werden.

Rotpustelkrankheit ist an Laubgehölzen weit verbreitet. Äste und Triebe sterben ab. Die Krankheit ist an den rötlichen, halbkugeligen Sporenlagern auf der Rinde erkennbar. Unverletzte Rinde wird nicht befallen, sondern nur über Wunden können die Sporen eindringen, aber Frostschäden an der Rinde, abgestorbene Zweige oder beim Schnitt übersehene Aststummel sind ideale Eintritte. Die Sporen verbreiten sich ab Anfang Oktober bis Winterende.
Kragenfäule ist zunächst als kleine Rindenfaulstelle am Veredelungsknoten erkennbar, die sich aber später im Rindengewebe ausweitet und bis zum Splintholz vordringt. Die Faulstellen riechen stark nach Bittermandel. Es werden bevorzugt wüchsige Bäume der Sorten ‘Berlepsch‘, ‘Cox‘, ‘Idared‘, ‘James Grieve‘ ‘McIntosh‘ befallen, die dann sicher absterben, wenn der Schaden nicht frühzeitig erkannt und behoben wird. Erreger ist der Falsche Mehltaupilz, Phytophthora cactorum, der sich auch als Bitterfäule an den Lageräpfeln äußert. Kranke Früchte unter den Bäumen sind die eigentliche Krankheitsquelle, wenn sie nicht aufgelesen werden.

Bakteriosen
Die Feuerbrandanfälligkeit der Kernobstsorten
Diese Bakterienkrankheit ist zum gefährlichsten Schadfaktor im Kernobstbau geworden. Betroffen sind Apfel, Birne, Quitte mit ihren Zierformen, aber auch einige Ziergehölze in der Familie der Rosengewächse, wie Weiß- und Rotdorn, Ebereschen (Sorbusarten) und großblättrige Felsenmispel (Cotoneaster).
Bei einem Befall besorgen Bienen und andere Insekten die schnelle Weiterverbreitung mit den Blütenpollen, während Triebinfektionen durch Pflanzensauger (u.a. Blattläuse) ausgelöst werden. Über Verletzungen, infizierte Schnittwerkzeuge, natürliche Spaltöffnungen können die Bakterien in das Holz eindringen und wandern dann im Bastteil abwärts bis in die Wurzeln.
Temperaturen deutlich über 18° C, verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit sind Voraussetzungen für ein stärkeres Auftreten des Feuerbrandes, das noch durch hohe Stickstoffgaben und zu starken Sommerschnitt begünstigt wird. Dennoch ist eine Reihe von Sorten recht widerstandsfähig gegen den Bakterienbefall, was zum einen durch eine natürliche Resistenz, bei neueren Sorten aber durch gezielte Züchtungsarbeit begründet ist.
Besteht ein Feuerbrandverdacht, so empfiehlt sich eine Meldung an die Kreisfachberatung der Landratsämter oder an das Umweltamt. Weil es ähnliche Schadbilder ohne Feuerbrand gibt, überprüfen diese den Verdachtsfall anhand von Laboranalysen. Aktuelle Informationen sind auch im Internet unter Feuerbrand oder fire blight abrufbar.

Einige befallsfreie oder gering
anfällige Apfelsorten

für Spaliere

Einige befallsfreie oder

gering anfällige Birnensorten

Ariwa

Piros

Armida

Hilde

Rajka

Dawne

Jakob Fischer

Reanda

Gorham

(Delbard) Jubilée Rebella

Harrow Delight

Katja Remo
Harrow Sweet

Muskatrenette

Resi

Hortensia

Pia

Saturn

Josefine von Mecheln

Pilot

Topaz

Madame Verté
Pinova Uta

Virosen
Apfelmosaik äußert sich durch gelblichweiß gesprenkelte oder entlang der Hauptadern weißliche Blätter. Es kann vorzeitiger Blattfall einsetzen. Hoch anfällig sind u.a. ‘Boskoop‘, ‘Golden Delicious‘, ‘Goldparmäne‘, ‘Jonathan‘, ‘Ontario‘

Apfeltriebsucht
Apfeltriebsucht

Triebsucht bei Apfelbäumen (eine Phytoplasmose) äußert sich an einjährigen Trieben durch besenartige Verzweigungen im oberen Bereich und dauerhaft jährliche Kleinfrüchtigkeit. Die Blätter zeigen oft eine auffällige Rotfärbung im September und an der Blattbasis sind die Nebenblätter außergewöhnlich stark vergrößert. Sie kann u.a. durch kranke Edelreiser oder durch Zikadenarten (u.a. Ligusterzikade) übertragen werden. Was bisher nur vermutet wurde, ist jetzt durch genaue Beobachtungen bestätigt: Blattsauger übertragen ebenfalls die Triebsucht. Beim Apfel sind durch die Triebsucht vor allem gefährdet: ‘Braeburn‘, ‘Elstar‘, ‘Fuji‘, ‘Golden Delicious‘ mit Mutanten, ‘Jonagold‘ und ‘Rubinette‘. Die typischen Befallsmerkmale zeigen sich erst im Laufe des Jahres, dann ist es aber für eine Bekämpfung der übertragenden Blattsauger zu spät. Diese Mycoplasmose ist nicht heilbar; es bleibt also nur noch die Rodung.

Scharkavirose
Scharkavirose

Scharkakrankheit, auch Pockenkrankheit genannt, wird hauptsächlich durch wirtswechselnde Blattläuse verbreitet. Diese gefährliche und verbreitete Virose an allen Pflaumenarten zeigt sich ab Mitte Juli äußerlich an den Früchten durch eine einseitige, vorzeitige Blaufärbung und eingesunkene Fruchthaut, aus der meist ein heller Gummitropfen tritt. Die Früchte sind dann wertlos. An den Blättern sind mehr oder weniger deutliche, wolkige Aufhellungen erkennbar. Einige Sorten zeigen zwar die Merkmale an den Blättern, nicht jedoch an den Früchten (Fruchttoleranz). Befallene Bäume sollte man umveredeln mit einer widerstandsfähigeren Sorte, etwa ‘Anna Späth‘, ‘Cacaks Frühe‘, ‘Chrudimer‘, ‘Elena‘, ‘Katinka‘, ‘Presenta‘, ‘President‘. Während die allseits beliebte Hauszwetschge stark anfällig ist, gilt die ähnlich wertvolle Sorte ‘Jojo‘ derzeit als einzige scharkafeste Neuzüchtung.

Nichtparasitäre Krankheiten
Dazu zählen Witterungsschäden, die auf Einwirkungen von Frost, Hagel, Wind oder Störungen im Wasserhaushalt zurückzuführen sind, schädigende Bodeneinflüsse (Verdichtungen, Staunässe, Überdüngung, Nährstoffmangel) und Schäden durch Kulturfehler.
Nichtparasitäre Schäden sind also Störungen, welche zunächst nicht auf Krankheiten oder Schädlinge zurückgehen. Sie können allerdings Vorstufen für ernstere Erkrankungen sein, wenn die Ursachen nicht rechtzeitig zugunsten der Pflanzen verändert werden. Am häufigsten sind Störungen zwischen Pflanze und Umwelt, z.B. durch allgemeine oder einseitige Überdüngungen, etwa durch Stickstoff (gleichgültig ob mineralischer oder naturgemäßer Herkunft). Ein Übermaß verursacht mastiges, verweichlichtes Triebwachstum mit vielen Angriffsflächen für Schadeinflüsse und mangelnde Widerstandskraft bei ungünstigen Witterungsverhältnissen. Deshalb wird in der gärtnerischen Fachberatung stets vor dem reichlichen Gebrauch des Stickstoffdüngers gewarnt. Es gibt zahlreiche Erwerbsanlagen, wo – mit Ausnahmen von Humusgaben – schon seit Jahren keine Zusatzdünger mehr gegeben und trotzdem gute Erträge erzielt wurden. Unkontrollierbar sind dagegen die nichtparasitären Schadeinflüsse durch ungünstige Witterung bei der Blüte und während des Fruchtwachstums.

Spätfröste zur Blütezeit sind gar keine Seltenheit. Das früher gebräuchliche Räuchern oder Beregnen der Bäume wird in den meisten Gärten undurchführbar sein. Bei Frostwarnung kann man aber mehrmals verdünnten Baldrian-Blütenextrakt in die Blüte spritzen, wodurch deren Temperatur um 2-3° C erhöht wird. Die Anwendung steht auf den handelsüblichen Fläschchen. Baldrian-Blütenextrakt kann man aber auch selbst herstellen, wenn man knospige Blütenstände püriert und zur Anwendung 1:10 verdünnt. Der Extrakt ist längere Zeit in verschlossenen Behältern haltbar. Es wird auch von einer Schutzwirkung durch Kaliumnitrat berichtet.
Bereits geringer Frost kann die Pollen und die Samenanlagen vernichten oder zumindest stark schädigen. Einige Sorten bilden trotzdem Früchte aus, fallen aber um die Blüte durch einen schorfigen „Frostring“ auf. Dadurch werden sie nicht unbrauchbar, aber unansehnlich.
Gefährdung durch Holzfrost besteht, wenn die Oberflächentemperaturen am Stamm eines Baumes an einem sonnigen Februartag bei – 5°C und 10 cm Schneehöhe betragen. Folglich entstehen starke Spannungen mit nachfolgenden Frostrissen und – platten. Als Schutz gegen die Wintersonne streicht man den Stamm ab Anfang Februar mit einem geeigneten Mittel weiß (z.B. Bio-Baumanstrich, aber kein Kalk) und vermeidet dadurch manch winterlichen Frostschaden. Außerdem werden Inhaltsstoffe des Anstriches über die Rinde in den Stamm geleitet. Einige Obstsorten gelten als besonders empfindlich für Holzfrost.

Gummifluss beim Steinobst ist eine physiologische Störung, die meist durch ungünstige Standort- und Witterungseinflüsse hervorgerufen wird. Aber auch krasse Schnittfehler fördern die gummiartigen Ausscheidungen an Stamm und Ästen. Häufigste Ursache sind Bodenprobleme, etwa hohe und einseitige Düngung, kurzfristige Steigerung des pH-Wertes, schwere, kalte Böden, stark schwankende Wasserversorgung, starker Befall mit Krankheiten.

Apfelstippe äußert sich durch mehr oder weniger deutliche, meist runde Flecken auf der Schale, welche sich als Braunstellen bis tief in das Fruchtfleisch fortsetzen. Die Früchte sind zwar nicht unbrauchbar, doch schmecken sie bitter. Gerade in Jahren mit schwachem Behang sind die Früchte stippegefährdet infolge mangelnder Kalziumeinlagerung im Fruchtfleisch, wogegen die Langtriebe ausreichend versorgt werden. Der Kalziumgehalt des Bodens hat damit nichts zu tun und kann die Stippe auch nicht beeinflussen. Wohl aber ein gezielter Sommerschnitt und eine ausgewogene Wasserversorgung, welche ein gutes Mittel zur Begrenzung der Stippe sein kann.

Sonnenbrandstellen an frei hängendem Kernobst kommen infolge der Strahlungshitze an spärlich beblätterten Spalieren häufiger vor. Sie äußern sich bei Fruchttemperaturen um 50° C durch typisch fast kreisrunde, braune und schwarze Schadstellen auf der Sonnenseite. Solche Früchte sind zum Frischverzehr noch geeignet, nicht aber zur Einlagerung. Am stärksten betroffen sind grüne Sorten, darunter ‘Granny Smith‘, ‘Nicogreen‘, aber auch farbige, wie ‘Fuji‘-Typen.

Steinzellen in Birnen haben keine Krankheitsursache. Es betrifft meistens späte Sorten, deren Wärmeanspruch nicht erfüllt wurde. Wachsen solche Sorten in höheren, kalten Lagen, so können ganze Zellgruppen im Fruchtfleisch verhärten, wodurch natürlich auch der Geschmack beeinträchtigt wird.

Kalkchlorose
Kalkchlorose

Chlorosen zeigen Kulturfehler an
Kalkchlorose
Von allen Erscheinungsformen der Chlorosen (Blattvergilbung infolge Mangelkrankheiten) ist die Kalkchlorose am häufigsten im Garten zu beobachten, hervorgerufen durch kalkreiche Böden über 7,5 pH oder unkontrollierte Kalkgaben (auch Thomasmehl). Typisch sind gelbe, grün geaderte, im Extremfall fast weiße Blätter an den oberen Triebteilen. Infolge des hohen Kalkgehaltes im Boden kann das vorhandene Eisen nicht von der Pflanze zur Blattgrünbildung aufgenommen werden, wodurch die Blätter eben hell bleiben müssen. Häufig betroffen sind Birnen, Quitten, Beerenobst, aber auch Nadelgehölze, Rhododendron und Gemüsepflanzen, wie z.B. Tomaten.
Beseitigung:
Vor allem keine kalkhaltigen Dünger mehr verwenden;
Eisenchelate (käuflich als Fetrilon oder Sequestren) gießen oder über das Blatt spritzen;
reichliche Zufuhr von (kalkarmem) Kompost wird auf Dauer den Eisenmangel verhindern;
Mitunter ist zu lesen, dass das Eingraben von Eisennägeln im Wurzelraum helfen soll, doch ergibt das keinerlei Nutzen und die Empfehlung rostige Nägel in den Stamm zu hauen, ist barbarisch.

Chlorose infolge Stickstoffmangels
Sie äußert sich durch ganzflächig gelbe, kleine Blätter ohne grüne Adern, ähnlich beim Eisenmangel. Seit es üblich wurde, den Boden mit Rindenmulch oder starker Auflage von Holzhäckseln zu bedecken, sind solche Merkmale häufiger an Gehölzen und anderen Gartenpflanzen zu beobachten. Ursache ist der Stickstoffentzug aus dem Boden, den die Bakterien zur Einleitung der Verrottung selbst brauchen. Deshalb sollte eine solche Mulchschicht sofort mit einem organischen Stickstoffdünger versorgt werden. Eine Spritzung mit einem organischen Blattdünger, wie etwa Blattbalsam, Siapton oder Aminosol schafft bei bereits eingetretener Blattvergilbung gute Abhilfe. Die genannten Mittel sind im Fachhandel, u.a. Raiffeisen, erhältlich. Außer der Düngewirkung bewirken sie als Zusätze (0,3 %) bei Pflanzenschutzmitteln eine bessere Haftfähigkeit.

Chlorose durch Sauerstoffmangel im Boden
Sie wird hervorgerufen durch Bodenverdichtung, Staunässe und zu hohe Regenmengen bei kühler Witterung (Schlechtwetter-Chlorose), gelegentlich auch durch übermäßige Wassergaben in schweren Böden.

Schädlinge
„Sprich, wie werde ich die Sperlinge los?“ So sagte der Gärtner.
„Und die Raupen dazu, ferner das Käfergeschlecht,
Maulwurf, Erdfloh, Wespen, die Würmer, das Teufelsgezücht?“
„Lass sie nur alle, so frisst einer den anderen auf.“
aus: Johann Wolfgang von Goethe, Weissagung des Bakis

Gärten in Problemlagen, etwa in Waldnähe, sind gefährdet durch stärkeren Zuflug von Schädlingen, darunter Maikäfer, Frostspanner und andere. Kleiner und Ungleicher Holzbohrer können erhebliche Schäden in Stämmen der Obstbäume anrichten. Ab Mai lässt sich der Zuflug mittels roter Leimtafeln kontrollieren.

Franzosenkraut vernichten. Im Allgemeinen lässt die Aufmerksamkeit und die Bereitschaft zur Unkrautbeseitigung im Sommer etwas nach. Dennoch ist es jetzt wichtig, besonders das Franzosenkraut aus der Umgebung der Obstgewächse zu entfernen. Dieses verbreitete Unkraut ist ab dem Frühjahr eine der Wirtspflanzen für die gefährliche Bohnenspinnmilbe. Sie wandert dann ab Juni/Juli wieder zurück auf die Obstbäume und Beerensträucher, wo sie bis zum Frühjahr, versteckt in Rindenritzen oder unter Baumbändern, bleibt. Wegen ihrer hohen Widerstandskraft sind Spinnmilben außerordentlich schwer mit naturgemäßen Mitteln bekämpfbar.

Weintrauben gegen Wespen und Vögel schützen, denn sie fressen vorzugsweise an den großbeerigen, süßen Sorten. Man schützt sie durch selbst hergestellte Beutel aus Faservlies oder Verbandmull, nicht aber mit Plastikbeutel, denn darin würden sie womöglich faulen.

Wühlmausfalle
Wühlmausfalle

Wühlmausvergrämung durch Pflanzen, etwa Kaiserkrone, Narzisse oder Wolfsmilchgewächse bleibt meist wirkungslos. Zwar werden solche Pflanzen nicht gefressen, zur Abwehr sind sie aber nicht geeignet. Stark riechende Substanzen (z.B. Fischlake), haben nur einen sehr kurzfristigen Effekt, ebenso Klappermühlen, Windräder, Klopfschallvibratoren oder Ultraschall erzeugende Geräte.
Wühlmäuse sind im Herbst am frühen Morgen und abends sehr aktiv. Da ist der Fallenfang am erfolgreichsten, etwa mit einfachen Drahtfallen oder dem Neudorff-Wühlmausfänger, den man mit Sellerie-, Kartoffel- oder Möhrenstücken versieht. Anders als bei Begasungen ist bei Fallen eine sofortige Erfolgskontrolle möglich – und Fallen sind billiger.

Misserfolge beim Fallenfang
> Die Falle bleibt leer – dann ist der Bau auf dieser Seite unbewohnt.
> Die Falle ist zugewühlt. Sie wurde möglicherweise vor einer Gangbiegung aufgestellt oder nicht zugfrei abgedeckt.
> Die Falle ist unterwühlt oder ein neuer Gang führt seitlich vorbei – dann wohnt hier ein Maulwurf.
> Die Falle ist leer, der Köder weg. Dann war der Köder zu lose aufgesteckt oder die Feineinstellung des Fangbügels stimmte nicht.
Nach erfolgreichem Fang
Gang geöffnet lassen, beobachten, ob er wieder zugewühlt wird, dann erneut die Falle aufstellen.
Die Falle nach dem Fang nicht reinigen, so bleibt sie besser fängig.
Es ist zu beachten, dass Wühlmäuse Krankheiten auf den Menschen übertragen können (z.B. die Nagetierpest Tularämie), somit sollten beim Falleneinsatz Handschuhe getragen werden.

Einleitung von Kohlendioxid in die Wühlmausgänge. Davon gibt es unterschiedlich große Stahlflaschen im Getränkehandel. Die Einleitung erfolgt etwa 5 Minuten lang bei 0,5 bar, wobei etwa 28 l verbraucht werden. Eine schnellere Entnahme verursacht Vereisungen, die den Durchfluss stoppen. Ein kg CO2 entspricht etwa 550 l und reicht bei einer Einleitungszeit von 5 Minuten für 4 Begasungen aus, mit je 10 m Reichweite.

Unterscheidungsmerkmale bei Wühlmaus und Maulwurf
Während die Wühlmaus in Gärten und Obstanlagen vielfach beträchtliche Fraßschäden anrichten kann, wird der (ausdrücklich geschützte) Maulwurf höchstens durch seine Wühlarbeit lästig. Pflanzenschäden treten dabei aber nicht auf. Trotzdem wird er gelegentlich in Unkenntnis seiner Lebensweise wegen vermeintlicher Schädlichkeit in Fallen gefangen. Allerdings muss auch gesagt werden, dass er sehr gerne die Regenwürmer, aber niemals Engerlinge nimmt. Ein Maulwurf muss verhungern, wenn man ihn nur mit Engerlingen zusammensperrt.

Merkmale Wühlmaus Maulwurf
Erdhaufen 2-3 größere und mehrere kleinere Haufen. Flach, Form
unregelmäßig, von der Seite angeschoben. Gang seitlich davon.
Hoch, rundlich, Gang in der Mitte darunter. Viele ziemlich
gleich große Haufen in regelmäßigen Abständen.
Gangform Hochoval, groß, etwa 3 Finger hoch. Queroval, klein, etwa 2 Finger breit
Gangwand Genagt, Nagespuren sichtbar. Mit den Vorderfüßen geschaufelt.
Wurzeln im Gang Keine, sie werden laufend abgenagt Wurzeln im Gang sind unbenagt
Gangsystem Zumeist gerade verlaufend, dicht unter dem Erdboden. 3-5
Vorratskammern. Bis 1,5 m tiefer Fluchtgang in Nestnähe.
Ungeordnetes, gewundenes Gangsystem in verschiedenen Tiefen
ohne Vorratskammern. Mehrere Fluchtgänge steil nach unten.

Reaktion

nach Gangöffnung

Sehr bald. Der offene Gang wird zugeschoben. Umgehung dann
seitlich. Die Stelle bleibt nicht offen.
Langsam. Erst nach Stunden oder Tagen Abdichten der Lücke.
Die Stelle wird untergraben.
Bevorzugte Standorte Wiesen, Obstanlagen. Selten in lockeren Sandböden. Gerne in
Wassernähe.
Feuchte, humose Böden. Gerne an Zäunen oder Mauern entlang.

Blattläuse kommen in einem großen Artenreichtum vor, aber alle ernähren sich von Pflanzensaft, den sie mit ihrem Stech- und Saugorgan dem Pflanzengewebe entnehmen. Dabei sondern sie bestimmte Stoffe ab, der die Säfte erst für sie aufnehmbar macht. Diese Injektion ist pflanzengiftig und darin besteht ein größerer Schaden als durch die Saftentnahme, denn Triebe verkümmern, Blätter rollen ein und fallen dadurch für die Assimilation aus. Wie bei Blattsaugern ist der Zucker für sie nicht verwertbar und wird als Honigtau ausgeschieden, der aber für die Ameisen sehr anziehend ist. Die schwarzen Eier der Grünen Apfelblattlaus häufen sich in Knospennähe.
Daraus schlüpfen die Jungläuse schon bei Knospenaufbruch, um dann, versteckt sitzend, an den ersten Blättchen zu saugen. Bei rechtzeitiger Austriebsspritzung mit Rapsölprodukten werden sie aber mit erfasst. Stickstoffüberdüngungen fördern den Befall.
Ameisen, die am Stamm auf- und abwandern, deuten auf einen massiven Blattlausbefall. Ein faseriger Gürtel aus Baumwolle um Stamm und Pfahl, oder anderem stark fasernden Material bildet für die Ameisen ein unüberwindbares Hindernis.

Apfel-Faltenlaus
Apfel-Faltenlaus

Die Apfelfaltenlaus hat wieder größere Bedeutung gewonnen. Sie macht sich bemerkbar durch leuchtendrote Aufwölbungen (Falten). Bester Bekämpfungszeitpunkt ist gleich nach dem Abfallen der Blütenblätter, denn später sind die Läuse unter den nach innen eingerollten Blättern geschützt und für Bekämpfungsmittel nicht mehr erreichbar.

Wirtswechselnde Blattläuse suchen sich einen neuen Wirt, wenn der bisherige nicht mehr bequem zugängliche oder ausreichende Nahrung bietet. Beim Saugvorgang an den Zwischenwirten können auch Viren aufgenommen und weiter verbreitet werden. So kann auch die gefährliche Scharka-Virose verbreitet werden.

Blattlausart

wandert zu

Apfel-Graslaus Gräsern, häufig das Einjährige Rispengras
Birnenrolllaus Johannisbeeren und Weidenröschen
Große Pflaumenlaus Wurzeln von Korbblütlern und Boretschgewächsen
Grüne Pfirsichblattlaus Kohl, Rüben, Kartoffeln
Hopfenblattlaus zuerst auf Pflaume und Aprikose
Mehlige Apfelblattlaus vorzugsweise Wegericharten
Mehlige Birnenlaus Labkrautarten
Kleine Pflaumenblattlaus Astern, Chrysanthemen, Klee
Mehlige Pflaumenlaus Schilfarten und Riedgräser
Mehlige Pfirsichblattlaus Schilfarten
Johannisbeer-Blasenlaus Ziest (Stachys)
Schwarze Kirschenlaus Labkrautarten
Feuerbrand
Feuerbrand

Blattsauger unterscheiden sich nicht nur durch ihren Namen (Psylla) von Blattläusen (Aphis), sondern auch durch ihre Lebensweise. Sie schaden sowohl durch ihre Saugtätigkeit, als auch durch die bedeutende Produktion schwärzenden Zuckersaftes, der die Blattflächen überzieht und so die Assimilation erheblich einschränkt. Schon im Frühjahr kommen Blätter und Blüten nicht zur vollen Entfaltung. Sie sind durch den Zuckersaft (Honigtau) verklebt, auf dem sich die schwarzen Rußtaupilze ansiedeln. Blattsauger schlüpfen im März/April aus den Eiern und beginnen sofort zu saugen. Eier und Jungtiere werden durch die Austriebsspritzung mit erfasst.
Als Überträger der Apfeltriebsucht, Birnenverfall und Feuerbrand müssen sie als besonders gefährlich angesehen werden!
Abwehr: Natürliche Feinde sind Raubwanzen, Schlupfwespen, Spinnen. Katzenminze soll sie fernhalten. Rainfarn- oder Wermuttee spritzen. Meistens hilft kräftiges, wiederholtes Abbrausen

Apfel-Gespinstmotten
Apfel-Gespinstmotten

Apfelgespinstmotten hatten bis vor wenigen Jahren eine eher untergeordnete Bedeutung. Mittlerweile richten die Larven unter ihrem schützendem Gespinst ganz erhebliche Schäden durch Skelettierfraß an. Dort sind sie auch vor Vögeln geschützt. Eine Bekämpfung mit naturgemäßen Mitteln bleibt wirkungslos, doch kann man sie mit einem scharfen Wasserstrahl (auch Hochdruckreiniger) einfach abspritzen, die Austriebsspritzung im März erfasst aber nicht alle in den schützenden Verstecken.
Die Falter fliegen im Juli/August zur Eiablage an zweijährigen Trieben. Im Herbst schlüpfen dann die Larven, um geschützt zu überwintern und schon die ersten Austriebe zu anzugreifen.

Apfelwickler zählen zu den bedeutendsten Schädlingen im Apfelanbau. Die Kleinschmetterlinge fliegen, wenn die Abendtemperaturen an drei aufeinander folgenden Tagen über 15° C liegen. Dann muss mit der ersten Eiablage gerechnet werden. Danach wird mindestens eine weitere Generation folgen. Mit Pheromonfallen verschiedener Hersteller und gemäß Ansagen der Pflanzenschutzdienste lassen sich die Flugtermine bestimmen. Außer den Pheromonfallen kennt man noch die „Verwirrmethode“ mit Ampullen RAK 3+4. Sie enthalten das Pheromon der Weibchen und werden zu je 3 Stck. in den Apfelbaum gehängt, wodurch die anfliegenden Männchen orientierungslos werden und die wartenden Weibchen verfehlen. So können die allermeisten Früchte befallsfrei bleiben.
Granupom und Madex 3 gegen Apfelwickler sind nützlingsschonende Viruspräparate. Sie haben eine weit bessere Wirkung, wenn die Wirkstoffkonzentration zwar stark verringert, dafür aber öfters gespritzt wird. 3-6 Wiederholungen innerhalb von 8-10 Tagen werden als angemessen betrachtet. Für eine bessere UV-Stabilisierung empfiehlt sich ein Zusatz von Milch oder Milchpulver. Capex 2 wirkt nur gegen den Schalenwickler.

Fallobst nicht liegen lassen, denn oft fiel es nur ab, weil es von den Larven des Apfelwicklers „bewohnt“ ist. Bleibt das Fallobst liegen, so kriechen die Larven bald danach aus, um sich in der Nähe zu verpuppen. Ihr Besuch bei uns als Schmetterling ist dann im nächsten Jahr sicher. Faules Fallobst kann außerdem ein wichtiges Glied in der Infektionskette der gefährlichen Kragenfäule sein. Es handelt sich um eine Pilzkrankheit, welche sich direkt über der Veredelungsstelle der Apfelbäume durch eingesunkene Stellen äußert. Dort fault später die Rinde und löst sich rundum; der Baum ist dann verloren.
Faules Obst soll nicht auf den Kompost oder vergraben werden, weil die Pilzsporen mehrere Jahre im Boden überdauern und danach wieder aktiv werden können. Die Sporen der Kragenfäule beim Apfel können bei Erdbeeren auch die so genannte Lederbeerenfäule hervorrufen.

Frostspanner fliegen auf der Suche nach Weibchen an warmen Oktobertagen. Gegen die aufkriechenden, flügellosen Weibchen legt man aus Gründen des Vogelschutzes keine Leimringe an, sondern Manschetten aus Wellpappe um Stamm und Pfahl. Gelingt aber die Eiablage in den oberen Baumregionen, so schlüpfen die Larven im Frühjahr und fressen alles, was grün ist – nicht nur an Obstbäumen. Wer im Oktober versäumte, Wellpappgürtel gegen die aufkriechenden Weibchen anzulegen, muss jetzt gegen die Jungraupen vorgehen. Als biologisches Mittel hat sich Bacillus thuringensis mit Zuckerzusatz durchgesetzt. Man wartet aber, bis es über 15° C warm ist, weil erst dann der Fressreiz einsetzt.
Handelsprodukte: Biobit, Delfin, Dipel, Neem-Produkte, Neudorff-Raupenspritzmittel, Thuricide.

Die Flugzeiten der Schädlinge sind je nach Klimagebiet etwas unterschiedlich, aber in der Regel identisch mit der Eiablage an den entsprechenden Wirtspflanzen.
Farbtafeln geben Aufschluss über den derzeitigen Flug der Obstschädlinge. Sie lassen sich auch mehrfach verwenden, wenn sie in einer beleimten Plastikhülle (Gefrierbeutel) stecken. Im März/April fliegen verschiedene Blütenstecher und Sägewespen (weiße Tafeln) und Gallmücken (gelbe Tafeln), Holzbohrer (rote Tafeln). Lieferanten sind: der Landhandel, Aroxon in 7050 Waiblingen, Neudorff, Temmen in 6595 Hattersheim.

 

Flugzeiten Obstschädlinge
Flugzeiten Obstschädlinge

Nützlinge gegen Obstschädlinge.
Kenntnisse von der Biologie und dem voraussichtlichen Auftreten der Schädlinge sind im naturgemäßen Obstanbau unverzichtbar, um eine rechtzeitige Bekämpfung oder vorbereitende Maßnahmen einleiten zu können. Dazu zählt auch der gezielte Einsatz von Nutzinsekten.
Im biologischen Obstanbau können die natürlichen Feinde der Obstschädlinge den zeitweise hohen Befallsdruck nur selten wirksam eindämmen. Hier hat sich seit Jahren der gezielte und zeitlich richtige Einsatz von Nützlingen unter Glas und im Freiland bewährt. Lieferanten sind u.a.: AMW Nützlinge GmbH in 64319 Pfungstadt; BASF, 6703 Limburgerhof; Neudorff, Sautter & Stepper in 72119 Ammerbuch; Temmen GmbH in 65795 Hattersheim.
Schriftliche und mündliche Beratung für den Nützlingseinsatz sind dort erhältlich.

Nützlinge verfolgen Schädlinge
Nützlinge verfolgen Schädlinge
Schadabwehr und Gesunderhaltung
Schadabwehr und Gesunderhaltung

* Im Handel erhältlich

Ohrwürmer (Ohrenkneifer) werden häufig als Bekämpfer der Blattläuse genannt und den Nützlingen zugerechnet. In Weichobst (u.a. Pfirsichen und Aprikosen) sind sie aber bisweilen eine echte Plage. Im Kernobstbau gelten die Ohrwürmer – trotz sichtbarer Schäden an reifenden Früchten – dagegen als Nützlinge. Anlässlich eines Forschungsauftrages ergab sich, dass folgende Nahrung bevorzugt wurde: Blattläuse, Blüten (u.a. Dahlien, Tagetes), fallende und reife Früchte, winzige Algen von der Baumrinde, Eier von Gespinstmotten und Wicklerpuppen, aber keine Spinnmilben. Ohrwürmer erscheinen erst dann zahlreich, wenn die Besiedelung mit Blattläusen schon nachgelassen hat. Darum kommt ihnen als Schädlingsbekämpfer nur geringe Bedeutung zu. Andererseits wurde aus Frankreich von erheblichen Schäden an Bohnen und Hopfen berichtet, besonders in heißen Sommern.

Umweltfreundliche Herbizide sind für den Garten zugelassen, etwa von Compo ein Mittel auf der Basis von Essigsäure. Der Wirkstoff ist natürlichen Ursprungs, nicht bienengefährlich und biologisch abbaubar. Mit den gleichen Eigenschaften wirkt Finalsan Unkrautfrei von Neudorff auf der Basis von Pelargonsäure, wenn auch unzureichend gegen Moose und Algen. Die Wirkung einer 10 % igen Essiglösung auf Unkräuter ist schon länger bekannt.

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