Kapitel 11 Werkzeuge und Hilfsmittel

Werkzeuge und Hilfseinrichtungen für Spaliere

Verschiedene Werkzeuge
Verschiedene Werkzeuge

Allgemein gebräuchliche Werkzeuge für die Obstbaumpflege.
Von Billigwerkzeug aus dem Baumarkt ist dringend abzuraten, denn fachgerechte Arbeit ist nur mit Qualitätswerkzeug denkbar, so wie es der Fachhandel auch für Profis anbietet:

  • Einschneidige, zerlegbare Leichtmetallschere mit auswechselbarer Klinge (Felco, Freund, Tina). Es gibt sie auch für Linkshänder (Felco 9) und Modelle für kleine und Frauenhände (Felco 6)
  • Baumsäge Felco 61 mit feststehendem Blatt (33 cm Schnittlänge) und Köcher, zusätzlich die praktische Klappsäge für kleinere, feine Schnitte und Sträucher.
  • Gärtnermesser, als leichte Kopulierhippe ist vielseitig brauchbar, u.a. zum Glattschneiden von Schnitt- und Baumwunden oder zum Veredeln.
  • Schärfwerkzeug für Schere und Messer. Bewährt hat sich der dreikantige Keramikschleifstein von Felco.
  • Wundmittel. Baumwachs ist weniger für Schneidewunden als für Veredelungen tauglich. Für den Wundverschluss braucht man Mittel mit guter Dichteigenschaft und mit pilztötenden Zusätzen, u.a. Bayleton, Drawipas, Malusan-Wundverschluss (Neudorff).

Billigprodukte sind untauglich! Sie verursachen beim Schnitt immer Quetsch- oder Risswunden und vermindern dadurch nicht nur eine rasche Wundheilung, sondern sie schaffen auch Einlass für die Sporen zahlreicher Holzschädlinge. Zumeist sind sie auch in der Handhabung unpraktisch. Der höhere Preis für gutes Werkzeug macht sich auf die Dauer immer bezahlt.

Spritzgeräte beschaffen
Im naturgemäßen Pflanzenschutz ist die Spritze keineswegs überflüssig geworden, sondern noch notwendiger, weil Pflanzenkrankheiten mit naturgemäßen Mitteln in der Regel vorbeugend, seltener aber direkt bekämpfbar sind. Dadurch müssen die Spritzfolgen meist deutlich erhöht werden. Wie auf anderen Gebieten, so ist auch hier das beste Werkzeug gerade gut genug. Angesichts der Fülle von Angeboten verschiedener Bauarten, Typen und Größen, ist die Entscheidungsfindung nicht ganz einfach.
Unabhängig vom Herstellerprodukt sollte man sich zunächst auf die Zweckmäßigkeit eines Systems konzentrieren, das den voraussichtlichen Flüssigkeitsaufwand möglichst in einem Arbeitsgang bewältigt – und erst später den Preis betrachten. Wählt man nämlich das Gerät zu klein oder ist es in der Handhabung sehr mühsam, so wird man sich sicherlich nur ungern zu den zeitlich notwendigen Pflanzenschutzarbeiten entschließen. Für einen Garten normaler Größe mit Obstgewächsen, Ziersträuchern, Rosen und Gemüse grenzt sich die Auswahl schon ein:
Handspritzgerät mit doppelt wirkender Kolbenpumpe bis zu 10 l, schultertragbar. Dieses Gerät ist für den Anfang gut brauchbar, kann aber bald schon zu klein sein und lässt nur einen unruhigen Arbeitsablauf zu.
Rückenspritzgerät mit Kolbenpumpe, 10-16 l Inhalt. Dieses System ist am weitesten verbreitet, sehr robust und zeichnet sich bei guter Pflege durch eine lange Lebensdauer aus.
Rückenspritzgerät mit Membranpumpe, 10-16 l Inhalt. Der Spritzdruck wird wie bei der Kolbenpumpe durch einen Pumphebel erzeugt. Es gibt sie aber auch mit batteriegetriebenem Elektromotor.
Druckspeichergerät schultertragbar mit 5 l Inhalt, rückentragbar mit 10 l. Die Funktion unterscheidet sich von den vorigen durch die eingebaute Luftpumpe, mit der zunächst ein Kesseldruck aufgebaut wird. Vorschrift dazu ist ein Sicherheitsventil und ein Manometer, der auffällig den zulässigen Höchstdruck anzeigt. Außerdem empfiehlt sich ein Druckminderventil am Handstück, um die anfallenden Druckunterschiede auszugleichen zu können.
Nicht empfehlenswert für den Bereich des Freizeitgartens sind die kleinen Handsprühgeräte bis 2 l Inhalt oder auch große Motorgeräte. Praktisches Zubehör zu den Rückenspritzen sind Ergänzungen, bzw. verbreiterte Düsen für Pflanzenauszüge. Außerdem gibt es Teleskopverlängerung für höhere Bäume; Drehgelenkdüsen oder gewinkeltes Spritzrohr für Unterblattspritzungen; Spritzschirm für die neuen, umweltverträglichen Herbizide, um Abdrift zu vermeiden.
Markenprodukte sind Gardena, Geizhals, Gloria, Holder, Mesto, Spieß-Urania und andere.

Die Wasserversorgung
ist gerade im Frühjahr von entscheidender Bedeutung, weil es häufig mehrwöchige Trockenperioden bei schon recht hohen Temperaturen gibt. Wenn aber das Triebwachstum beginnt, dann muss der Wassernachschub mit den gelösten Nährstoffen möglichst gleichmäßig fließen. Das Wässern mit dem Schlauch oder gar eine Beregnung mit kaltem Wasser ist eine schlechte Wahl, weil der Boden dadurch verschlämmt und der Lufthaushalt empfindlich gestört wird. Im Extremfall kann es zum Stillstand des Wurzelwachstums kommen. Findige Freizeitgärtner graben deshalb normale Dränageröhren (Tonröhren 30 cm lang, 10 cm Ø) senkrecht und bodengleich ein, füllen sie mit Rollkies auf und können nun jede gewünschte Wassermenge direkt in den Wurzelbereich geben.
Preiswert und vielseitig verwendbar sind die sogenannten Tropfschläuche unterschiedlicher Hersteller, wie sie auch im Erwerbsobstbau und in der Landwirtschaft verbreitet sind. Die Vorteile

  • Das Wasser kommt fast ohne Verdunstungsverluste direkt in den Wurzelbereich.
  • Eine Blattbefeuchtung unterbleibt, dadurch ist die Infektionsgefahr durch Pilzkrankheiten geringer.
  • Automatisierung ist durch Zwischenschaltung eines Feuchtefühlers (Tensiometers) über ein Magnetventil möglich, wodurch das Verhältnis Wassermenge/Wasserausnutzung/Wasserersparnis optimal wird.
  • Durch wahlweise veränderbare Tropfstellen ist es möglich, nur bestimmte Bodenbereiche zu benetzen, andere dagegen trocken zu halten.

Querschnitte zeigen, dass die Wasserausbreitung im Boden, von der Tropfstelle ausgehend, zwiebelförmig erfolgt. Die an der Erdoberfläche sichtbare Feuchtigkeit zeigt also nur einen Bruchteil der tatsächlichen Wasserausbreitung im Boden.
Kontakte: Fa. Netafilm, info@netafim.de, Fa. Ortmann, Ortmann-Hilden@t-online.de ,
Fa. Ando Technik, info@ando-technik.de, Fa. Wurzelwasser GBR, info@wurzelwasser.de,
Fa. Aquadrop, m.gschwendtner@drossbach.de und andere

Gerüst für Palmette
Gerüst für Palmette

Rankhilfen für Obstspaliere an der Hauswand
Die Anpflanzung von Obstspalieren an Mauern oder an der Hauswand setzt natürlich ein bestimmtes System einer Rankhilfe voraus, damit die Obst- oder Schmuckgehölze in der gewünschten Weise exakt erziehbar sind. Betont senkrechte Lattenführung entspricht der wachsenden Pflanze, wogegen eine wagerechte Lattenführung einen flachliegenden und plumpen Eindruck erweckt. Optisch ideal ist ein senkrechtes Teilungsverhältnis im „Goldenen Schnitt“, also 1:1,6.

Spalier Weilburg
Spalier Weilburg

Ein gut ausgeführtes Lattengerüst kann schon für sich ein schmückendes Element sein, aber abgesehen von der Unfallsicherheit, kann es beim Selbsteinbau zu nicht befriedigenden Ergebnissen führen. Es ist außerdem zu bedenken, dass stabile Lattengitter eine gute Einstiegmöglichkeit für Einbrecher bieten können.

Birnen Wandspalier
Birnen Wandspalier

Seit etlichen Jahren entdeckte man deshalb wieder die Vorzüge von Drahtseilen oder ummantelten Drähten an Mauern oder ausdrucksvollen Hausfassaden, wo wuchtige Rankhilfen eher als geschmacklos empfunden werden.
Planung, Lieferung und Einbau für Rankhilfen aller Art: FassadenGrün Sven Taraba, Leopoldstraße 12 in 04277 Leipzig. Telefon: 03 41 / 2 25 78 10. e-mail: info@fassadengruen.de.

Laubengang Apfel
Laubengang Apfel

Pergolen, Lauben und Laubengänge haben ihren Ursprung vermutlich in den Mittelmeerländern. Dort hatte man schon früh das Bedürfnis, sich vor der Sommersonne zu schützen.
Ein Laubengang kann sowohl aus Holz, wie auch aus anderem Material hergestellt werden.

Laubengang Birne
Laubengang Birne

Die praktischen „Scheckerstäbe“ bestehen aus schwarz ummantelten Stahlstäben, die ursprünglich für den Unterbau von Folien-Gewächshäusern gedacht waren. Neben anderen Verwendungen sind sie aber inzwischen ebenso eingeführt bei Laubengängen oder Stützen für Spalierbögen. Lieferant: Schecker GmbH in 60599 Frankfurt.

Apfel Pergola
Apfel Pergola

Als Pergola bezeichnet man eine Konstruktion aus senkrechten Pfosten und waagrechten Trägern – auch Pfetten genannt – die als Rank- und Stützgerüst für Kletterpflanzen, als Laubengang oder als schattiger Sitzplatz dient. Sie kann frei stehen oder an eine Wand anschließen. Die Pergola bringt viele Möglichkeiten für Garten und Terrasse: Sie schafft neue Räume, trennt und verbindet, bildet einen Übergang vom Haus zum Garten und als schattige Einladung vom Grundstückseingang zur Haustür.
Bei einer „Sternpergola“ laufen die Träger aus einer halbrunden Vorderseite sternförmig auf eine Grundstücksecke zu. Sie bietet dadurch einen idealen, schattigen Aufenthalt zur Erholung und Sicht über die Gartenfläche.
Hausspaliere und Pergolen haben also auch einen dauerhaft ästhetischen Wert zu erfüllen der mit behelfsmäßigen Mitteln im Selbstbau kaum erzielbar ist.

Ein fast vergessenes Nutzholz
Für dauerhafte Holzkonstruktionen im Freiland werden allgemein kesseldruckimprägnierte Hölzer empfohlen, doch gibt es auch andere Wahlmöglichkeiten.
Obwohl als hochwertig bekannt, wurde es trotzdem von Tischlern gemieden: Das Holz der Robinie (Robinia pseudoacacia), auch als „Falsche Akazie“ bekannt. Schließlich ist Robinienholz stabiler als Eiche (!), denn die eingelagerten Alkaloide verhindern Pilz- und Insektenbefall auf lange Jahre. Das frische Holz ist gelblich, erhält aber im Laufe der Jahre eine mehr silbergraue „Patina“ und erscheint dadurch mehr „historisch“. Inzwischen erlebt die Robinie eine Renaissance, und zwar auf mehreren Gebieten.
Immer mehr umweltbewusste Gartenbaufirmen setzen im Gartenbereich auf Robinienholz. Hier kann es als europäische und tropenholzschonende Alternative zum wohl witterungsbeständigstem Holz – dem Teak – gelten.

Becherbaum
Becherbaum

Formobstbäume stehen sowohl frei, wie auch streng formiert an gut verankerten Gerüsten, um bei Winddruck die Bäume im schweren Fruchtbehang stützen zu können. Die Pflegemaßnahmen entsprechen den Spalierbäumen.

Gerüst für Beeren
Gerüst für Beeren
Gerüst für Kordons
Gerüst für Kordons

Unfallsichere Erntehilfen, wie etwa ein Pflückschlitten sind nicht ausschließlich zur Obsternte anstelle von Stehleitern brauchbar. Solche standsicheren Geräte sind auch beim Schnitt, Pflanzenschutz und für weitere Zwecke außerordentlich hilfreich und im Bereich des Spalieranbaues allen Leitern überlegen.
Anbieter sind u.a. Weissenrieder Landtechnik in 7991 Oberteuringen-Neuhaus oder Raiffeisenmärkte oder BayWa Landtechnik, Kontakt: sparte.obst@baywa.de.

Die Sortenfeststellung ist nach Jahren oft nicht mehr möglich, weil eine Aufzeichnung fehlt oder das Etikett verloren ging. Gefräste Schilder aus der Schilder- oder Stempelwerkstatt halten aber praktisch unbegrenzt. Eine selbst hergestellte Spiralbefestigung dehnt sich mit dem Dickenwachstum und schneidet auch nicht ein. Beschriftbare Etiketten aus Alu-Folie sind leicht herzustellen.

TÜV
TÜV

Für die Unkrautbekämpfung, besonders auf Platten- und Pflasterwegen haben sich Gasflammgeräte (meist mit Butan), auch Infrarotstrahler sehr bewährt. Es ist aber wichtig, dass an den Geräte das Prüfzeichen für Sicherheit deutlich erkennbar ist. An anderen technischen Geräten (u.a. Leitern, Gartenhäckslern, Sprühgeräten) ist dieses Prüfzeichen ebenfalls Vorschrift.

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