Kulturmaßnahmen bei Spalier- und Formobstbäumen
Ein alter Bauernspruch sagt: „Die Tritte des Herrn düngen das Land“.
Damit ist aber beileibe nicht der tiefe Griff in den Düngersack gemeint. Doch je aufmerksamer Bauer und Gärtner das Pflanzenwachstum beobachtet, Erkenntnisse gewinnt und umsetzt, desto größer wird der Kulturerfolg sein. Pflegemaßnahmen, gleichgültig ob es sich um Obst-, Gemüse- oder Zierpflanzenkulturen handelt, müssen zeitlich und sachlich dem Pflanzenrhythmus angepasst sein.
Beste Grundlage für die eigene Spaliererziehung mit Apfelbäumen ist die einjährige Veredelung auf der Unterlage Typ 9, möglichst noch mit einer Seitenverzweigung, bei Birnen bevorzugt man in der Regel die Unterlage Quitte A. Aus ihr können alle Spalier- und Formbäume des Kernobstes hervorgehen.
Für alle Formen ist aber zunächst ein Gerüst mit feinen Latten oder Bambusstäben zu erstellen, das die gewünschte Form schon vorgibt. Daran werden später die einzelnen Leittriebe in ihrer ganzen Länge angeheftet.
Als Hauptregel bei der Erziehung aller Spalierformen gilt, dass die einzelnen Etagen so weit entfernt sein müssen, dass sich das Fruchtholz an den Ästen ungehindert entwickeln kann. Mindestabstände zwischen den Etagen sollen beim Kernobst etwa 30 cm, bei Pflaumen und Pfirsichen etwa 40 cm eingehalten werden.
Bei der Pflanzung ist unbedingt darauf zu achten, dass die Veredelungsstelle dauerhaft frei über dem Erdniveau bleiben muss. Andernfalls kann sich die Edelsorte „frei machen“, also eigene Wurzeln an der Veredelungsstelle bilden, wodurch die erwünschten Einflüsse der Unterlage ausgeschaltet werden.
Sofern im Gartenbereich Wühlmäuse zu befürchten sind, so ist ein Drahtkorb mit Sechseckgeflecht in der Pflanzgrube ein wirksames Abwehrmittel.
Eine weitere Möglichkeit ist die (vorläufige) Pflanzung in einen Kartoffelkorb aus Metall oder Plastik, für eine spätere Umpflanzung an einen endgültigen Standort oder in einen Kübel für die Topfkultur.
Senkrechte Schnurbäume ist eine der einfachsten Erziehungsarten aus der einjährigen Veredelung von Kernobstsorten mit kompaktem Wuchs. Steinobst eignet sich nicht dafür.
Nach der Pflanzung wird die Stammverlängerung nur geringfügig eingekürzt, vorhandene Seitenäste aber nahe am Stamm auf 2 Augen geschnitten, um den Baum von vornherein mit kurzem Fruchtholz zu garnieren. Die Austriebe sind dann im Laufe des Sommers mehrmals zu pinzieren, während die Spitze ungekürzt bleibt. Weil der Saft aber stets von den Wurzeln zur Spitze hin zieht, so ist darauf zu achten, dass sich auch weiter unten genügend Seitenzweige entwickeln können. Notfalls regt man die „schlafenden“ Augen durch einen Kerbschnitt über dem Auge zum Austrieb an.
Die Einfache Palmette erfordert auch nur eine verhältnismäßig geringe Mühe. Die Erziehung beginnt ebenfalls mit der einjährigen Veredelung auf Typ 9, bzw. auf Quitte A bei Birnen. Der Baum wird in ganzer Länge 40 cm hoch über dem Boden auf 3 Augen (Knospen) zurückgeschnitten, wovon das oberste nach vorn, die beiden anderen möglichst seitlich weisen sollen. Alle weiteren Augen werden entfernt. Sollten bereits passende Seitenzweige vorhanden sein, so heftet man sie gleich an die Seitenarme des Gerüstes.
Infolge der Spitzenförderung wird das oberste Auge stark austreiben und wird nun der Mittelstamm. Damit er aber nicht alle Kräfte aus der unteren Etage an sich zieht, so soll die Spitze im Sommer in 40 cm über den Seitenästen entspitzt werden. Darunter treiben dann weitere Augen aus, von denen 2 seitliche für die Bildung einer neuen Etage gebraucht werden. Weitere bricht man aus.
Ist im nächsten oder im darauf folgenden Jahr die Palmette in der Form komplett, so beschränkt sich die Pflege, wie auch bei den anderen Spalierformen, auf das mehrmalige Pinzieren der „glasigen“ Neutriebe auf den Leitästen.
Das Bogenspalier ist eine besondere und mühelose Form der Spaliererziehung, die ohne viele Schnitte auskommt. Dabei werden die Mitteltriebe der benachbarten, jüngeren Bäume im Bogen mehrfach umschlungen, ebenso die gut entwickelten Seitenäste der unteren Region. Alle anderen Verzweigungen kürzt man auf 2 Augen ein, damit kurzes Fruchtholz entsteht.
Infolge der Annäherung zur waagerechten Stellung wird das Wachstum der Leittriebe gebremst. In der Folgezeit sind auch hier die Neutriebe mehrmals zu pinzieren, damit keine Wildnis entsteht. Geeignete Triebe der Stammverlängerung vereinigt man wieder mit einem Trieb des Nachbarbaums, sodass ein weiteres Element des Bogenspaliers entsteht.
Vorteil: Auch schon etwas ältere Bäume können nach dieser Methode noch ohne weiteres umerzogen werden.
Wachstumsregulierungen durch Schnitt, Pinzieren, Fruchtausdünnung, Blattdüngung haben das „physiologische Gleichgewicht“ zum Ziel, also das ausgewogene Verhältnis zwischen vegetativer (Wachstum) und generativer (Fruchtbarkeit) Entwicklung.
Auswirkung des Pinzierens
Spalierbäume machen viel weniger Arbeit als man glauben mag, wenn die notwendigen Handgriffe erst einmal „sitzen“. Die Schneidearbeiten beschränken sich fast ausschließlich auf das Einkürzen des Leittriebes nach der Ernte, während die Seitentriebe ab Mai laufend bis 4-5 Blätter über der Basisrosette „pinziert“, d.h. entspitzt werden, wenn sie mehr als 20 cm lang gewachsen
und noch „glasig“ sind. Dafür ist noch nicht einmal eine Schere nötig, denn der Daumennagel kneift sie einfach aus. Für manche Arten und Sorten, darunter Pfirsiche, wurde schon in der alten Literatur ein fünfmaliges Pinzieren während der Wachstumszeit empfohlen.
Man verschiebt das Pinzieren aber auf einen Zeitpunkt – meist Ende Mai -, wenn die Triebe schon 7 Blätter (ohne die Basisrosette) haben.
Die meisten Obstarten, darunter auch Weinreben reagieren bei zu frühem Entspitzen bei Trockenheit mit Blattvergilbung und Wachstumsstörungen.
Infolge der Triebhemmung durch das mehrmalige Pinzieren lassen sich die „Kordonarme“ nicht nur typisch schmal und von unten dicht bezweigt halten, es bilden sich auch gleichzeitig zahlreiche Blütenknospen in Basisnähe.
Auch durch Blüte und Frucht wird das Triebwachstum gehemmt. Bei zeitlich und sachlich richtiger Arbeit fällt auch kein Schnittholz an, denn die weichen Triebchen verrotten bald am Boden oder im Kompost. Deshalb lassen sich auch die winterlichen Schneidearbeiten einsparen, weil es einfach nichts zu schneiden gibt und die Wundverheilungen längst abgeschlossen sind.
Die Holzausreife
der Triebe im Herbst ist von entscheidender Wichtigkeit. Andernfalls können an den noch weichen Trieben Frostschäden entstehen, die sich mit Nachfolgeschäden (Holzkrankheiten) auf den ganzen Baum auswirken können. Folgende Maßnahmen fördern die Holzausreife:
- keine zusätzlichen Dünger- und Wassergaben ab Juli;
- keine Rückschnitte mehr, wenn noch Neutriebe möglich sind;
- lockern des Bodens im Wurzelbereich und Freihalten der Baumscheibe von Bewuchs.
Sind im Spätherbst aber noch weiche Spitzen am Baum erkennbar, so werden sie abgeschnitten und gleichzeitig ganze Triebe entblättert, um den Triebabschluss herbeizuführen.
Wenn Triebe verkahlen
Trotz sorgfältigen Pinzierens kommt es immer wieder mal vor, dass Kahlstellen an den Kordonarmen nicht zu bedecken sind. Kurze Strecken fallen weniger auf, dennoch stören sie optisch. Bei längeren Kahlstellen werden dagegen Eingriffe nötig sein:
- Durch einen halbmondförmigen Kerbschnitt über einem „schlafenden“ Auge wird es (fast) sicher austreiben, ein Kerbschnitt unter dem Auge lässt dagegen eine Blüte entstehen.
- Seitliches Einveredeln kurzer Edelreiser in einen T-Schnitt, wenn die Rinde im April oder September gut löst;
- Chip-Veredelung, unabhängig vom Lösen der Rinde im Frühjahr oder Sommer.
Diese Einveredelungen müssen aber nicht mit der gleichen Sorte vorgenommen werden, denn farblich andere Früchte sind ein weiterer Blickfang.
Pflege der Weinspaliere
-
- Erziehung
Weinreben wachsen in freier Wildbahn wie Clematis an Buschwerk und Bäumen des Waldrandes empor. Sie brauchen also auch im Garten eine nicht zu dicke Wuchshilfe zum Festklammern.
Die Besonderheit des Wuchses und geschickter Schnitt lassen sowohl eintriebige, scheinbar endlose Kordons, als auch Flächenspaliere an Hauswänden oder Pergolen- und Laubengänge als Gestaltungselemente zu. - Das Ausdünnen (ziselieren) der Weinbeeren ab Senfkorngröße ergibt großbeerige Tafeltrauben mit wertvollen Inhaltsstoffen. Dazu schneidet man mit einer kleinen spitzen Schere die Fruchtspitze und so viele Beeren heraus, dass an jedem Fruchtstielchen nur noch 1-2 verbleiben. So können sich die Beeren mit dem Wachstum nicht mehr gegenseitig drücken und faulen auch kaum noch.
- Erziehungsschnitt der Weinreben
Nach der Pflanzung bleibt nur der stärkste Trieb, der laufend mit dem Wachstum anzuheften ist. Seitentriebe bricht man bis zur gewünschten Stammhöhe (meist 60-80 cm) aus. Ist der Trieb schließlich gut verholzt, so wird er auf der Höhe eingekürzt, wo die Seitenarme entstehen sollen.
Als eintriebige Kordons können Weinreben mit den Jahren 20 m (und viel länger) geführt werden, allerdings soll man dann die „Geiztriebe“ immer wieder auf 1 Blatt einkürzen. - Erhaltungsschnitt bei Weinreben
Fruchtstände sind nur an diesjährigen Trieben zu erwarten, welche aus einer Knospe des Vorjahres entstanden. Der Vorjahrestrieb wurde vorher auf 2-3 Augen eingekürzt. Beim Herbstschnitt durchtrennt man ein Auge vor der beabsichtigten Schnittstelle. Nur so ist der Trieb wirksam verschlossen, während sonst der Frost durch den Markkanal eindringen und das Auge vernichten kann. „Wasserschosse“ aus Stamm und Altholz sind unfruchtbar und gehören zusammen mit den Geiztrieben ausgebrochen.
Ausreichende Laubmasse ist sehr wichtig für die Fruchtbildung. Andererseits sind lange und viele Blättertriebe wiederum nachteilig, weil sie stark beschatten. Im Sinne einer besseren Fruchtentwicklung kürzt man sie deshalb mehrmals während des Sommers ein, erstmals auf 2-3 Blätter über der jungen Traube (Geschein) und die danach entstehenden wieder auf 2 Blätter bis zur Ernte. So erhalten die Trauben genügend Licht zur Reife bei ausreichender Blattmasse für die Ernährung.
- Erziehung
- Obst- und Schmuckgehölze nach dem Vollmond schneiden. Nach Lehrmeinung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise nehmen die Gestirne auch bei der Gehölzpflege einen gewissen Einfluss. Kurzfristig wird zunächst bei Vergleichsarbeiten kein solcher Einfluss erkennbar sein; für eine eindeutige Erfolgsfeststellung sind jedoch mehrere Beobachtungsjahre ratsam. Bei Stecklingen oder Gemüsesaaten ist ein Unterschied zwischen günstigem und ungünstigem Zeitpunkt erwiesen. Ein biodynamischer Aussaatkalender (u.a. von Maria Thun) kann ein Wegweiser sein.Wandspaliere schützen. Gerade an den Wärme speichernden Wänden können die Unterschiede zwischen Tages- und Nachttemperaturen mehr als 25° C betragen. Dadurch sind Schäden an Blüten- und Blattknospen nicht auszuschließen. Während dieser kritischen Zeit können Schattiermatten als Sonnenschutz vor den Spalieren sehr hilfreich sein.Düngung der Obstgewächse
Die Bodenuntersuchung ist eine wichtige Maßnahme im Herbst, bevor die Erde gefriert, und vor einer Düngung. Das genaue Untersuchungsergebnis hängt jedoch von der fachgerechten Probeentnahme ab. Die Entnahmetiefe berücksichtigt den Wurzelhorizont, bei Obstbäumen und Sträuchern mindestens
30 cm. Von einer Fläche sind stets mehrere Mischproben zu nehmen, damit die Untersuchung einen guten Durchschnittswert ergibt. Eine Standarduntersuchung gibt Auskunft über den pH-Wert, Gehalt an Kalk, Phosphor und Kali. Der Stickstoff kann gegen Aufpreis ebenfalls untersucht werden, doch wandert er im Boden zu schnell abwärts und bleibt deshalb üblicherweise unberücksichtigt. Der tiefe Griff in den Düngersack muss wohlüberlegt sein und erst dann getan werden, wenn klar ist, was für die Pflanzenernährung wichtig ist.
Adressen der Untersuchungslabors erfragt man bei der Fachberatung der Gartenvereine, in den Dienstleistungszentren für Landwirtschaft – LUFA – oder bei den Landratsämtern.Optimale Düngezeiten
Kenntnisse von den Lebensvorgängen ermöglichen es, die Düngergaben den Bedürfnissen der Obstgewächse besser anzupassen. Die optimale Düngezeit ist – je nach Witterung – vor allem abhängig vom Verlauf des Wurzelwachstums und berücksichtigt, dass jede Düngerart erst eine bestimmte Verweildauer im Boden haben muss, bevor die Nährstoffe pflanzenverfügbar sein werden.
Zwar ist die Laub- und Triebentwicklung ist sehr leicht zu beobachten, das Wurzelverhalten dagegen konnte erst in Versuchen ermittelt werden. Dabei wurde erkennbar, dass die Wurzeln ebenfalls einen bestimmten Wuchsrhythmus während der Vegetationszeit einhalten. Abhängig von der Assimilationstätigkeit der Blätter bei Triebbeginn verstärkt sich das Wurzelwachstum und gleichzeitig nimmt die Pflanze große Nährstoffmengen auf. Anschließend gibt es nahezu einen Stillstand; die oberirdischen Teile dagegen wachsen nun verstärkt bis zur Ausreife des Frühjahrstriebes. Danach wachsen die Wurzeln wieder stärker und erzeugen infolge erneuter Nährstoffaufnahme den Johannistrieb.
Daraus ergibt sich, dass vor allem einmalige Jahresdüngergaben nicht den Pflanzenbedürfnissen entsprechen können, sondern nur zuviel Geld kosten. Denn: die Nährstoffzufuhr kann nur dann optimal von den Obstgewächsen genutzt werden, wenn sie zur Zeit des intensiven Wurzelwachstums auch wirklich in aufnehmbarer Form zur Verfügung steht.Trieb- und Wurzelwachstum in Tagen beim KernobstNach der Ernte haben die spät reifenden Sorten nur eine kurze Erholungsphase bis zum Laubfall, mit dem ja die Ernährung über die Blätter beendet ist. Aber gerade die kurze Zeit zwischen Ernte und Laubfall ist entscheidend für die nächstjährige Ernte. Deshalb ist jetzt ein leicht aufnehmbarer, stickstoffbetonter Flüssigdünger über das Blatt eine wirkungsvolle Hilfe für den Baum.
Obstkulturen und Düngung
Nährstoffgaben bei Obstgewächsen soll stets eine Bodenuntersuchung zur Grundlage haben und darf keinesfalls gefühlsmäßig erfolgen. Zum einen ist es spart es Geld, zum anderen kann bei einem Übergewicht eines Nährstoffes ein anderer in das Minimum geraten. Dann ist genau das Gegenteil von einer harmonischen Pflanzenernährung eingetreten. Vor allem beim Phosphor (darunter Thomasmehl) ist die Empfehlung der Untersuchungsanstalt zu beachten.
Er wird im Boden kaum ausgewaschen und bei regelmäßigen, ungeprüften Gaben kann sich bald ein Depot im Boden bilden, das die Aufnahme anderer Nährstoffe und Mikro-Elemente bedeutend erschweren kann.
Das Pflanzenwachstum richtet sich immer nach dem Wachstumsfaktor, der in geringstem Maße zur Verfügung steht. Außer den Nährstoffen können das auch sein: Licht, Wärme, Luft, Feuchtigkeit, und im Boden Humusgehalt und Säuregrad. In diesem Zusammenhang ist auch die Wandergeschwindigkeit der reinen Nährstoffe im Boden während der Wachstumszeit bis in 40 cm Tiefe interessant:
Stickstoff (N) = 3-4 Wochen, Kali (K) = 6-8 Wochen, Phosphor (P) bis zu 2 Jahre.Der verhältnismäßig geringe Nährstoffbedarf von Obstgewächsen wurde von Prof. Dr. Tepe in Geisenheim untersucht und in reinen Pflanzen-Entzugszahlen (Gramm/m²) pro Jahr angegeben.
Obstart
N g/m²
P g/m²
K g/m²
Ca g/m²
Apfel 6,5
3,5
8,0
8,0
Birne 5,0
2,0
5,0
6,0
Kirsche 7,0
4,0
8,0
9,0
Pfirsich 10,0
5,0
10,0
14,0
Pflaume 4,0
2,0
6,0
6,0
Joh.beeren rot 13,0
5,0
10,0
16,0
Joh.beere schw. 8,0
3,5
8,0
10,0
Stachelbeere 9,0
4,0
12,0
10,0
Himbeere 8,0
5,0
9,0
11,0
Erdbeere 5,0
3,0
6,0
9,0
N = Stickstoff, P
= Phosphorsäure, K = Kali, Ca = Kalk.Keine Düngergaben mehr ab 1. Juli! Reichliche Feuchtigkeit und hoher Stickstoffvorrat im Boden lassen die Gehölze (auch Ziergewächse) munter weiterwachsen. Auf diese Weise kann sich der Triebabschluß und die Bildung neuer Blütenknospen bis zum Herbst hinauszögern, was den Ertrag, auch die Winterhärte sehr nachteilig beeinflusst. Auch zu stark geschnittene Obstgehölze bevorzugen eher das Triebwachstum und setzen erst später ihre Blüten an.
Sehr Hohe Wassergaben zur Zeit der neuen Blütenbildung im Juli könnten bei Obstgehölzen die kräftige Laub- und Triebbildung fördern. Andererseits belegen Versuche, dass dann die Ausbildung von neuen Kurztrieben mit Blütenbildung dadurch eher zurückbleibt. Übermäßige Wassergaben im Juli begünstigen außerdem die Zunahme bestimmter Läusearten.
Luftmangel im Boden. Jede Düngung ist vergeblich, wenn den Wurzeln, z.B. in schweren, verdichteten Böden, außer Wasser nicht auch ausreichend Atemluft zur Verfügung steht. Mit einer Düngelanze (u.a. Fabrikat Garda oder Eigenbau) lässt sich im Bereich der Kronentraufe mittels Wasserdruck das Wasser gleichzeitig mit Luft direkt an die Wurzeln bringen. Die so erzeugten Hohlräume bleiben lange erhalten und sorgen für die nötige Atemluft. Das gleiche Gerät ist ebenso zum Vorbohren für Baumstützen, wie auch für größere Bäume zur Tiefendüngung brauchbar.
Blüten und Früchte an Neupflanzungen. Manche Obstarten wollen schon im Pflanzjahr blühen und fruchten. Weil aber die wenigen Wurzeln nicht imstande sind, einen kräftigen Austrieb einzuleiten und gleichzeitig kräftezehrende Früchte auszubilden, soll man beizeiten die Blüten ausbrechen. Andernfalls wird es weder gute Früchte, noch einen gescheiten Austrieb geben, sondern infolge der Schwächung mehr Krankheiten und Schädlinge. Auch Umveredelungen misslingen gelegentlich, wenn man an den Reisern Blüten und Früchte belässt.
Obstbäume in der Blüte schneiden?
Für manche Bäume wünschte man sich eine Art „Wuchsbremse“, weil sie stärker wachsen, als uns lieb ist. Das ist so, wenn die Unterlage falsch gewählt wurde oder wenn die Bäume „alternieren“, also nur ein übers andere Jahr tragen wollen. Im Fruchtjahr sind sie so übervoll, daß ihre Kraft nicht ausreicht, um gleichzeitig mit der Fruchtreife auch noch Blütenknospen (im Spätsommer) für das kommende Jahr anzulegen. Hier kann ein Schnitt in der Blütezeit regulierend wirken.
Versuche belegen, daß solch ein „später“ Schnitt deutlich wuchshemmende Wirkung hat, die fast mit dem (umstrittenen) Wurzelschnitt vergleichbar ist.
Nun ist man mal am Baum und kann also gleichzeitig auch einen Teil der Blütenmenge wegnehmen, um sich später das Ausdünnen der Jungfrüchte zu ersparen. Damit ist dreierlei erreicht:- Das Triebwachstum ist durch späten Schnitt „beruhigt“.
- Der Baum hat nun auch Kraft zur neuen Blüten- und Fruchtbildung.
- Die Wunden heilen rasch im Frühjahr.
Die Fruchtausdünnung. Möglichst bald nach der Blüte lässt man den Bäumen in jedem Jahr nur so viele Fruchtansätze von Äpfeln und Birnen, dass ein Optimalertrag – kein Höchstertrag – ermöglicht wird. Das Blatt-/Fruchtverhältnis soll für die Qualitätssicherung an Spalier- und Formbäumen um 30:1 betragen.
Die Vorteile einer Fruchtausdünnung sind unbestritten. Starker, ungeminderter Fruchtbehang schwächt die Bäume derart, daß die nächstjährige Ernte zumindest schwächer ausfällt, wenn nicht gar völlig ausbleibt. Man spricht dann von einer „Alternanz“. Außerdem ist der Widerstand gegen Holzfrost stark eingeschränkt.
So wie bei den Rosen oder auch Päonien schönere Blüten zu erzielen sind, wenn man die kleineren Seitenknospen entfernt, so lässt eine fachgerechte Fruchtausdünnung beim Obst ausreichend große, gut ausgefärbte Früchte, mit wertvollen Inhaltsstoffen erwarten. Wegen der unterschiedlichen Sortenmerkmale und Baumformen kann aber ein einheitlicher Maßstab nicht gelten; dennoch können bei Apfelbäumen folgende Grundregeln angenommen werden:- Beginn der Arbeit entweder schon in der Blüte oder erst nach dem natürlichen Junifruchtfall, danach die Äste etwas schütteln, um zu sehen, ob die verbliebenen Früchte wirklich fest sitzen.
- Stets eine Ausdünnungsschere benützen (die kleinen Allzweckscheren aus dem Haushalt genügen durchaus), andernfalls wird beim Abreißen die Stielbasis beschädigt, worauf die erhaltenswerten Früchte ebenfalls noch abfallen könnten.
- Zuerst entfernt man alle beschädigten Früchte, danach folgen die im Verhältnis zur Hauptfrucht (des Buketts) kleineren. Pro Bukett bleibt nur die bestentwickelte Frucht. Um das Blatt-/Fruchtverhältnis von 30:1 einhalten zu können, bedarf es auch angemessener Abstände von Frucht zu Frucht. Meistens stellt sich später heraus, daß der Behang immer noch nicht ausreichend reguliert ist.
- Keine Übertreibungen! Verbleiben zu wenige Früchte, so wird das Triebwachstum einseitig gefördert, was wiederum die Stippegefahr erhöht.
Grundsätzlich können die meisten Erkenntnisse sinngemäß vom Kernobst auch auf das Steinobst übertragen werden, denn hier gelten annähernd ähnliche Fruchtwachstumsgesetze. Selten wird daran gedacht, auch Pfirsiche oder Pflaumen auszudünnen; dennoch werden dadurch nicht nur bessere Fruchtqualitäten erzielt, sondern auch die Bruchgefahr durch übervollen Behang gemindert.
Wenn Neupflanzungen nicht austreiben wollen, dann liegt die Ursache möglicherweise in einer gut gemeinten „Starthilfe“ in Form von Mist, Torf oder Dünger in der Pflanzgrube. Abhilfe: Nicht länger zuwarten, sondern den Baum samt der Erde wieder herausnehmen, Krone triebe (notfalls bis auf Stummel) und Wurzeln nachschneiden und wieder (ohne „Starthilfen“) einpflanzen. Gut ist, wenn er sich vorher etwa 24 Stunden längelang im Wasser vollsaugen kann. Nach der erneuten Einpflanzung wird der Stamm mit Sackleinwand umwickelt, das vorher in einen kräftigen Lehmbrei getaucht wurde. Für die nächste Zeit soll der Verband laufend feucht gehalten werden.
Englischer Gärtnerspruch:
„Pflanze im Herbst – und befehle zu wachsen.
Pflanze im Frühjahr – und bitte zu wachsen“.Herzäpfel. Es eignen sich flächigrote Sorten (u.a. Idared) am besten für Aufkleber mit Herzen oder anderen Figuren auf die jetzt noch helle Schale. Mit zunehmender Reife bleiben solche Stellen unter dem Aufkleber natürlich hell, während die übrige Schale rot wird. Eine liebenswerte Aufgabe für Kinder.
Birne in der Flasche. Bald nach der Blüte lässt man vom Fruchtbukett nur die kräftigste Jungfrucht und steckt dann den Fruchtast in eine helle Flasche. Mit dem Hals nach unten wird sie nun windsicher am Baum befestigt. Bei entsprechender Sonneneinstrahlung wirkt der Flaschenboden wie ein Brennglas; er sollte deshalb etwas gefärbt werden. Optisch ansprechend sind farbige Birnensorten in der Fasche.
Aufzeichnung der Kulturmaßnahmen. Durch aufgeschriebene Erkenntnisse lassen sich leicht künftige Kulturfehler vermeiden. Der Übersichtlichkeit wegen eignet sich – wie bei einem Kulturplan für Gemüse – die Tabellenform sehr gut dafür. Jede Obstsorte erhält dort eine Zeile, die Spalten geben Auskunft über Ertrag, Erntezeitpunkt, Lagerverhalten, Krankheiten, Pflanzenschutz usw. Es lässt sich auch leicht erkennen, wann eine Sorte zu ersetzen ist.
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