Kapitel 4 Sortenwahl

(Bilder- und Sortentabelle siehe auch in Kapitel 15)

Die Sortenwahl

sollte bei einer Anbauplanung nicht von Geschmacksproben nach einem Obstkauf, nach Katalogversprechen und schon gar nicht von der Werbung entschieden werden, sondern erst nach einer ausführlichen Fachberatung. Wenn Sorten aus fernen Herkunftsländern nicht ihre gewohnten Lebensbedingungen am neuen Standort vorfinden, etwa hinsichtlich der Vegetationsdauer, Jahreswärmesumme, Niederschlagsmenge, Höhenlage, Bodenbeschaffenheit, so werden sie zwangsläufig anfällig für alle denkbaren Schadfaktoren. Anschließend können dann aufwändige Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich werden, die im Freizeitgarten oft gar nicht durchführbar sind.
Die Baumreife ist erst dann erreicht, wenn sich die Frucht durch Anheben und leichtes Drehen vom Baum lösen lässt. Gewaltsam abgerissene Früchte erreichen nicht ihr sortentypisches Aroma und sind weniger gut lagerfähig. In die Risswunden am Baum können leicht Schadpilze eindringen.
Die meisten Obstarten reifen aufgrund der unterschiedlichen Lichtverhältnisse im Baum zeitlich nicht einheitlich (folgernd). Deshalb ist mit dem Reifeverlauf mehrmals durchzupflücken, um das bestmögliche Fruchtaroma bei der Baumreife zu erzielen.

Apfelsorten für Hochlagen

Nicht alle Apfelsorten erreichen in wärmeren Klimazonen oder gar in Weinbaulagen ihre beste Fruchtqualität. Von einer gewissen Anzahl weiß man, dass gerade solche Sorten ab einer gewissen Höhenlage gute Erträge und bessere Qualitäten liefern, während sie z.B. im Weinbauklima unter verschiedenen Schadeinflüssen zu leiden haben, was die Fruchtqualität stark beeinflussen kann. Wenn auch die aufgeführten Sorten in den meisten Hochlagen durchaus gut gedeihen, so kann der Ertrag in mehr mittelhohen Anbaugebieten mengenmäßig noch höher ausfallen, sofern die Bodenverhältnisse angepasst sind.
Denn: je höher die Lage ist, desto durchlässiger und mit ausreichender Feuchtigkeit versehen, soll der Boden sein. Leider sind viele der moderneren Sorten gemäß ihrer Herkunft nicht an eine höhere Lage angepasst, dennoch gibt es eine Reihe von Baumschulen, die auch alte, robuste Sorten in guter Qualität anbieten.

Kenntnisse über Apfelblüten
Apfelblüte
Apfelblüte

Von allen Obstarten erwartet man vor allem eine gute Ernte, die aber entscheidend von einem bestmöglichen Blütenverlauf abhängt. Sortentypische Merkmale, wie frühe oder späte Blüte, die entweder lange oder kurz anhaltend sind, können sowohl die Erntemenge, als auch den Gesundheitszustand des Baumes beeinflussen. So kann eine frühe Blüte in bestimmten Lagen durch Spätfröste gefährdet sein. Eine lange anhaltende Blütezeit scheint im Sinne einer guten Befruchtung vorteilhaft zu sein. Doch bei überwiegend feuchter Witterung finden Pilzsporen, darunter Monilia (Zweig- und Fruchtfäule), über einen langen Zeitraum gute Bedingungen, um über die Blüte in die Pflanzen einzudringen. Je nach Temperatur und Sonnenscheinstunden kann die sortenbedingte Blühdauer bei Apfelsorten zwischen 8 (kurz anhaltend) und 24 Tagen andauern. Daneben gibt es erhebliche Unterschiede im Blühverhalten zwischen einjährigen (früher) und mehrjährigen Triebbereichen.
Die gegenseitigen Befruchtungsverhältnisse sind in Obst- oder Kleingartenanlagen mit einer gewissen Sortenvielfalt von untergeordneter Bedeutung, sofern ein ausreichender Bienenflug garantiert ist.
Grünblüten sind eine sehr erwünschte Art der Blüte im Obstanbau und ein Anzeichen für normales, kräftiges Wachstum. Sie ist von mehr oder weniger starken Blattkränzen umgeben, welche die kommenden Jungfrüchte gut versorgen können. Die kraftlose „Weißblüte“ dagegen, bei der die begleitenden Laubkränze fehlen, zeigt an, daß mit dem Baum irgendetwas nicht in Ordnung ist.
Meistens liegt die Ursache im Wurzelbereich, möglicherweise eine Wurzelerkrankung, Wühlmausfraß oder auch Kragenfäule dicht über der Veredelungsstelle. Allerdings ist die Weißblüte im Zusammenhang mit dem Wurzelverlust bei frisch verpflanzten Bäumen ganz normal.
Man sollte sie in diesem Fall aber nicht am Baum belassen, denn die Früchte können sich wegen der fehlenden Blätter nur unvollkommen ausbilden und fallen deshalb bald nach der Befruchtung ab.

Blühverhalten der Apfelsorten.

Mittlere Bereiche im Blühverhalten bleiben hier unberücksichtigt.

Frühe Blüte Späte Blüte Kurz anhaltend Lange anhaltend
Alkmene Bittenfelder Ahrina Ahrista
Boskoop Champagnerrenette Boskoop Berlepsch
Gravensteiner Elstar Discovery Cox Orange
Idared Fuji Elstar Golden Delicious
Jakob Fischer Jonathan Gloster Goldparmäne
James Grieve Kaiser Wilhelm James Grieve Granny Smith
Jonagold Melrose Karmina Gravensteiner
Klarapfel Pia Melrose Jonagold
Oldenburg Rewena Regine Oldenburg
Piros Saturn Santana Ontario
Reglindis Schafsnase Saturn Pinova
Reka Winterrambur Schafsnase Rebella

 

Großfrüchtige Kernobstsorten

können sehr ärgerlich werden. Sie passen in keine Hosentasche und nicht in den Schulranzen. So ein Kiloapfel kann von Kindermund nicht bewältigt werden; er wird dann im Schulhof angebissen und fortgeworfen. Auch im Büro gestaltet sich der Verzehr sehr schwierig. Große Obstsorten eignen sich höchstens zum Herzeigen in Ausstellungen aber nicht zur Anpflanzung im eigenen Garten. Deshalb sollte bei einer Planung auch solche Gedanken mit einfließen.

Erwünschte Eigenschaften der Apfelsorten für Spaliere und Formobstbäume:

Außer der Fruchtqualität sind erwünscht: mittlere Fruchtgröße und regelmäßiger Ertrag, vor allem Widerstandskraft gegen Feuerbrand, Schorf und Mehltau. Die Sorte soll ein schwächeres oder mittelstarkes Wachstum mit guter Seitenbezweigung aufweisen. Stark wachsende und alternierende Sorten scheiden aus, etwa ‘Berlepsch‘, ‘Boskoop‘, ‘Elstar‘, ‘Gravensteiner‘, ‘Zabergäu‘.

Vitaminreiche Apfelsorten

gelten zwar allgemein als wertvoll, doch empfindet man sie auch als mehr oder weniger sauer, was Kinder aber nur selten mögen. Ebenso schätzt man heute die ausgesprochen herben Sorten aus den Streuobstwiesen für den Rohverzehr nicht mehr – mögen ihre Inhaltsstoffe noch so wertvoll für die Gesundheit sein. Der gesündeste Apfel ist eine Sorte, die man gerne und von der man reichlich isst. Zu den Wertmaßstäben eines Apfels zählt aber auch die Eignung für Diabetiker, etwa ‘Ananasrenette‘, ‘Berlepsch‘, ‘Gelber Edel‘, ‘Ontario‘. Nicht für Diabetiker geeignet ist dagegen der vermeintlich saure ‘Boskoop‘ wegen seines hohen Zuckeranteiles, der aber mit Säure überlagert ist.
Einzelheiten und Sortenbeschreibungen siehe „Alte und neue Apfelsorten“, Obst- und Gartenbauverlag.

Der Vitamin-C-Gehalt in Apfelsorten

hängt von zahlreichen, zusammenwirkenden Faktoren ab. Nicht nur der Standort (Boden, Klima, Wasserführung), sondern auch Witterungsverlauf, Pflanzenernährung, Pflege, Behangdichte, Belichtungsverhältnisse und andere Einflüsse spielen eine ganz bestimmte Rolle. Der Wert einer Apfelsorte sollte jedoch nicht allein nach dem Gehalt an Vitamin C beurteilt werden, zumal auch andere Inhalts- und Aromastoffe gleich wichtig sind. Ebenso sind die Fruchtgröße, Reifezeit und Verwertungsmöglichkeit zu berücksichtigen.
Trotzdem kann der Vitamin-C-Gehalt im Verhältnis der Sorten untereinander und unter gleichen Standortbedingungen wertvolle Aufschlüsse geben. Wichtigste Entscheidungsgrundlage für eine Sorte ist und bleibt aber der vorgesehene Standort. Denn die inhaltlich wertvollste Sorte muss dort auch günstige Bedingungen vorfinden wo sie wachsen soll, ansonsten verringern sich die natürlichen Abwehrkräfte gegen Krankheiten und Schädlinge.

Robuste Apfelsorten für Spalier- und Formobstbäume auf der Unterlage M9

Die Sorte ist auch als Topfbaum auf der Unterlage M 27 geeignet.

Sorte Reife Schorf Mehltau Sonstiges
Ariwa Spätherbst noch resistent (Vf) robust wärmere Lage
(Delbard) Jubilée Spätsorte gering gering warme Lage
Freedom Spätsorte noch resistent (Vf) ohne geschützte Lage
Gewürzluiken Spätsorte wenig wenig geschützte Lage
Hilde Spätsorte gering gering warme Lage
Jakob Fischer Frühherbst selten selten

auch Höhenlage
keine Alternanz

Katja Frühsorte robust robust keine Alternanz
Muskatrenette Spätsorte robust robust

auch Höhenlage
keine Alternanz

Pia Frühherbst gering mäßig hohe Erträge
Piflora Herbstsorte mittelstark mittelstark hohe Erträge
Pilot Spätsorte mittelstark mittelstark hohe Erträge
Piros Frühsorte gering gering keine Alternanz
Reanda Spätherbst noch resistent (Vf) stark hohe Erträge
Rebella Frühherbst Resistenz durchbrochen stark hohe Erträge
Reglindis Frühherbst resistent (Antonowka) gering ohne Virosen
Remo Frühherbst Resistenz durchbrochen kein auch Höhenlage
Resi Spätsorte noch resistent (Vf) mäßig hohe Erträge
Rewena Spätherbst Resistenz durchbrochen kein keine Triebsucht
Sommerregent Frühsorte mäßig mäßig Hohe Erträge
Teser Herbstsorte ohne gering warme Lage

Es ist darauf hinzuweisen, dass ein minimaler Pflanzenschutz gegen Pilzkrankheiten trotz ausgewiesener Widerstandskraft gewährleistet sein muss, damit eine vorhandene Resistenz oder Toleranz einer Sorte nicht nach einiger Zeit durchbrochen wird.

Vitamingehalt der Obstarten in mg/100g Fruchtgewicht
Vitamingehalt der Obstarten in mg/100g Fruchtgewicht
Erwünschte Eigenschaften der Birnensorten für Spaliere und Formobstbäume:

Fruchteigenschaften und Ertragsverhalten wie beim Apfel beschrieben, außerdem Widerstandskraft gegen Blattsauger, Feuerbrand, Schorf und Birnengitterrost. Wo Wacholder (ein Zwischenwirt) im Garten oder in der Nähe steht, dort wird die Spalierbirne sehr wahrscheinlich vom Gitterrost befallen werden. Einzelheiten und Sortenbeschreibungen siehe „Alte und neue Birnensorten, Quitten und Nashi“, Obst- und Gartenbauverlag.

Robuste Birnensorten für Spalier- und Formbäume

auf der Unterlage Quitte A (nicht auf Kalkböden!)
oder Pyrodwarf (auch für Kalkböden)
Die Sorte ist auch als Topfbaum geeignet auf der Unterlage Quitte C

Sorte Reife Schorf weiterer Schadfaktor Sonstiges
Concorde Herbstsorte tolerant tolerant gegenüber Gitterrost warme Lage
David Spätsorte tolerant gering
Gitterrost
geschützte Lage
Epine du Mas Spätsorte gering tolerant hohe Erträge
Erika Spätherbstsorte mäßig gering hohe Erträge
Gorham Herbstsorte mittel tolerant gegen Feuerbrand hohe Erträge
Guyot Frühsorte gering Feuerbrand sehr hohe Erträge
Harrow Delight Frühsorte gering ohne Feuerbrand Erträge mittelhoch
Harrow Sweet Frühherbstsorte gering ohne Feuerbrand hohe Erträge
Illinois Frühsorte ohne ohne Feuerbrand Alternanz
möglich

Lübecker Prinzessin
(Rising Summer)

Frühsorte gering mittel Feuerbrand auch Hochlagen
Madame Verté Spätsorte gering kaum Feuerbrand geschützte Lage
Moonglow Frühherbstsorte gering ohne Feuerbrand warme Lagen
Santa Maria Herbstsorte gering mäßig Feuerbrand warme Lage

Schöne Helene

(Geisenheim)

Herbstsorte sehr
gering
gering
Feuerbrand+Gitterrost

hohe Erträge, gut lagerfähig

Starking Delicious Herbstsorte mittelstark ohne Feuerbrand hohe Erträge
Stuttgarter
Geißhirtle
Frühsorte mäßig kaum Feuerbrand auch höhere Lagen
Uta Spätsorte gering gering geschützte Lage
Erwünschte Eigenschaften der Quitten für Spaliere:

Mittelstarkes, gut verzweigtes Wachstum und anspruchslos an den Standort. Widerstandskraft gegen Feuerbrand, Monilia, Fleischbräune. Empfehlenswert sind die Sorten ‘Champion‘, ‘Cydopom‘, ‘Cydora ‘ (beide Geisenheimer Züchtung), ‘Konstantinopeler‘, ‘Wudonia‘

Quittenwurzeln sind frostempfindlich.

Beim Wechsel zwischen nächtlicher Kälte und wärmeren Tagen leiden die flachen Wurzeln, auch wenn die Edelsorte eine Birne ist. Eine Laubschicht vermeidet das schnelle Auftauen am Tage. In spätfrostgefährdeten Lagen gibt man eine isolierende Mulchschicht (Laub, Stroh) auf die durchfrorene Baumscheibe, jedoch nicht zu stark, um den Mäusen keinen Unterschlupf zu bieten. Austrieb und Blüte erfolgen deswegen auch später, weil der Boden später auftauen wird, als die freien Stellen. Dieses Verfahren ist auch empfehlenswert bei Pfirsichen und Aprikosen in etwas ungünstigeren Lagen. Tiefere Hackarbeiten oder gar das Umgraben soll unterbleiben, um die Saugwurzeln nicht zu verletzen.

Fruchteigenschaften der Quitten

Es sind nicht nur die wertvollen Inhaltsstoffe, welche den Beliebtheitsgrad der Quitten ausmachen, sondern auch das angenehme Aroma und der liebliche Duft. Schon etwa 10 Tage nach der Ernte kann er sich mehr oder weniger stark entwickeln, weshalb man die Früchte ja auch gerne in Schalen aufstellt oder in den Wäscheschrank legt. Der Gehalt an Vitamin C ist in etwa dem Apfel gleich, aber weitere wichtige Inhaltsstoffe sind teilweise deutlich höher. Neben Süßmost ist Gelee die klassische Quittenzubereitung.
Eine berühmte Spezialität ist „Cotignac“, ein rotes und festes Quittengelee aus Frankreich. Bekannt und beliebt ist auch das „Quittenbrot“, ein getrocknetes Mus, das fast unbegrenzt haltbar ist, weil es nicht schimmelt. Apfel- und Zwetschgenmus wird noch schmackhafter, wenn ihm ein Anteil von Quitten zugesetzt wird. In Osteuropa isst man auch Geflügel oder Kalbfleisch mit Quittenwürfeln
Schon die Ärzte des Altertums gaben Quittensaft als Gegenmittel bei Vergiftungen. Heute ist bekannt, dass die Wirkung auf Pektinen und Phenolen beruht, denen auch eine wichtige Funktion bei der Entgiftung von radioaktiven Elementen zugesprochen wird. Auch sonst sollen die enthaltenen Gerb- und Schleimstoffe entzündungshemmend wirken, wobei auch die Kerne, sog. „Gewitterkörner“ eine wichtige Rolle in der Volksheilkunde spielen.

Erwünschte Eigenschaften der Pflaumen für Spaliere:

Selbstfruchtbar, mittelstarkes Wachstum mit kurzer Seitenverzweigung. Widerstandskraft gegen Scharkavirose, Taschenkrankheit, Zwetschgenrost, Zwetschgensterben.
Neu sind die selbstfruchtbaren Zwetschgen-Säulenformen ‘Pruntop‘ und ‘Fruca‘ (Einführung Hofmann, Langensendelbach).

Sorte Reife Scharka weitere Schadfaktoren Sonstiges
Bellamira (Zwetschge/ Mirabellenhybride) Ende August tolerant sehr gering Monilia hohe Erträge, keine Alternanz
Cacaks Schöne Anfang August tolerant Zwetschgensterben
mögl.
sehr hohe Erträge
Elena Ende September nicht an
Früchten
gering Zwetschgenrost hohe Erträge,
Alternanz möglich
Jojo (Sortenschutz) Mitte September resistent gering Monilia hohe Erträge
Nancymirabelle Typ 1510 Mitte August resistent mittel Zwetschgenrost hohe Erträge,
Alternanz möglich
Top 2000 (Geisenheim) Ende September resistent sehr gering anfällig auch hohe Lagen
Topfive (Geisenheim) Ende Juli tolerant gering Monilia keine Alternanz
Pflaume

(Prunus domestica) ist ein Oberbegriff für zahlreiche, untereinander stark vermischte Arten, die von verschiedenen Wildformen abstammen.
Echte Pflaume: rundlich, weiches und saftiges Fruchtfleisch, oft schlecht steinlösend (u.a.Ontario).
Japanische Pflaume: (Susine): rund, groß, von gelb bis schwarz, sehr süß, schlecht steinlösend.
Reneklode: rundlich, grüngelb oder violett, süß, schlecht steinlösend (u.a. Große Grüne)
Mirabelle: klein, rund, gelb, sehr süß und aromatisch, steinlösend (u.a. Nancy)
Zwetschge: länglich, meist intensiv blau und bereift, würziges und süßsäuerliches Fruchtfleisch, häufig steinlösend (u.a. Hauszwetschge).

Erwünschte Eigenschaften bei Sauerkirschen:

Selbstfruchtbarkeit, aufrechter Wuchs ohne hängende oder verkahlende Seitenverzweigung, Widerstandskraft gegen Monilia und Sprühfleckenkrankheit. Veredelte Sauerkirschen werden meist als Fächerspalier an halbschattigen Mauern erzogen.
Schwach wachsende Sauerkirschen sind mitunter nicht veredelt, sondern aus Stecklingen erzogen. Obwohl schon sehr lange als Topfbäume bekannt, sind sie jetzt die modernste Form des Sauerkirsch-Anbaues geworden. Den Anfang machte in letzter Zeit die Sorte ‘Pumuckl‘, eine weniger empfindliche Auslese der Schattenmorelle. Solche Bäume sind sehr robust und werden im Freiland nicht viel höher als 2 m und erlauben dadurch eine rationelle Pflege und Ernte.
Im Allgemeinen gilt folgende Einteilung: Weichselkirschen mit färbendem, Amarellen mit nichtfärbendem Saft. Bastardkirschen (Süßkirsche x Sauerkirsche) unterteilen sich in Süßweichseln mit färbendem und Glaskirschen mit nichtfärbendem Saft.
Für die Verwertung sind Sorten bevorzugt, die sich ohne Stiel und Saftaustritt (trocken) ernten lassen. Amarellen und Glaskirschen sind druckempfindlich.
Für den Frischgenuss eignen sich nur die Bastardkirschen; für Konserven, Kuchenbelag und Saft sind eher die Weichseln und Amarellen gefragt. Tiefgekühlte Früchte sind bis zu einem Jahr haltbar.

Sorte Reife Monilia weitere Faktoren Sonstiges
Beutelspacher Rexelle Weichsel 4.-5. Kw sehr
gering
Bakterienbrand möglich sehr hohe Erträge
Diemitzer Amarelle
Glaskirsche
3. Kw ohne Leichte Böden erforderlich hohe Erträge
Gerema, Weichsel 7.- 8. Kw gering Sprühfleckenkrankh. ohne Stiel erntbar
Karneol,
Weichsel
6.- 7. Kw gering Virustolerant mittlere Erträge
Ludwigs Frühe
Amarelle
2.-3. Kw ohne Sehr widerstandsfähig mittlere Erträge
Morina, Weichsel 6.-7. Kw gering virustolerant ohne Stiel erntbar
Ungarische Traubige Weichsel 7. Kw tolerant nicht ganz selbstfruchtbar sehr hohe Erträge

Lieferanten: u.a. Cordes in 22880 Wedel, Gräb in 56220 Kettig, Herr in 53340 Meckenheim, Hofmann in 91049 Langensendelbach und örtliche Baumschulen.

Erwünschte Eigenschaften der Pfirsiche:
Pfirsiche
Pfirsiche

Mittelstarkes Wachstum mit guter Seitenverzweigung ohne verkahlende Seitentriebe, Widerstandskraft gegen Kräuselkrankheit, Monilia und Schrotschusskrankheit.

Reifezeit robuster Pfirsichsorten für den Freizeitgarten
Reifezeit robuster Pfirsichsorten für den Freizeitgarten
Beobachtungen über den Befall mit Kräuselkrankheit auf einem optimalen Standort
geringer Befall mittlerer Befall starker Befall
Alexander Champion Dixired
Amsden * Galaxy Manon
Anneliese Rudolf Fairhaven Red Wing
Benedicte Nerine South Haven
Cumberland Red Haven Starcrest
Red Haven Rekord von Alfter Suncrest
Roter Ingelheimer Starking Delicious
Erwünschte Eigenschaften bei Aprikosen:

Mittelstarkes Wachstum, geringe Empfindlichkeit der Blüte gegen kalte und nasse Witterung, Widerstandskraft gegen Scharka und Schrotschusskrankheit.
Die Sorten ‘Brevira‘(S)*, ‘Kuresia‘(S)*, ‘Hargrand‘(S), ‘Orangered‘ und ‘Virosia‘(S) * sind sehr robust und empfehlenswert. Aprikosen reagieren auf Nährstoff- und Wassermangel im Juni meist mit einem zweijährigen Ertragsrhytmus (Alternanz). Der Unterschied zu gut versorgten Bäumen ist außerordentlich deutlich.

Anbauwert der Aprikosen im Garten
Prunus armeniaca, Rosengewächse
Bemerkung Nach der botanischen Einordnung , etwa 1620 durch Kaspar Bauhin, hieß diese Obstart ursprünglich „Marille“, so wie sie in Österreich auch heute noch genannt wird.
Herkunft In ihrer Heimat Zentralasien und China sollen die Aprikosen schon seit mehr als 4.000 Jahren in Kultur sein.
Frucht Die Größe ist sortenabhängig, aber auch von dem Standort, dem Wassernachschub und dem mehr oder weniger starkem Fruchtbehang. Sie reicht von klein (<40 g) bis sehr groß (>60 g). Die Haut ist fast glatt oder leicht wollig und nicht immer platzfest bei Regen. Guter Geschmack und hoher Zuckergehalt bilden sich nur bei Wärme und dem optimalen Reifegrad. Gefragt sind solche Sorten, die zur Reife nicht mehlig werden.
Verwertung Die Früchte haben einen außerordentlich hohen Gesundheitswert und werden frisch und getrocknet in der Medizin empfohlen. Sonst sind sie vielseitig verwertbar zu Marmelade, Konserven, Dörrobst, in der Konditorei und als Brennfrüchte.
Reife Die Hauptreifezeit liegt zwischen Anfang Juli und Ende August, meistens folgernd, d.h. ungleichmäßig reifend. Um den Fruchtfall in der Reifezeit zu vermeiden, ist mehrfach durchzupflücken.
Baum Die Kronen sind meist breit und sparrig, mit mehr oder weniger hängenden Fruchtästen. Für kleine Gärten ist der Platzbedarf mitunter zu groß. Regelmäßiger Schnitt zur Blütezeit dient der Auslichtung und der Entfernung des abgetragenen Seitenholzes. Eingriffe in starkes Holz wird schlecht vertragen und sollte deshalb unterbleiben. Eine robuste Unterlage ist St.Julien 655/2 oder Prunus pumila für einen Zwergwuchs als Topfbaum. Es gelingen auch Einveredelungen in vorhandene Zwetschgenbäume. Holz und Knospen sind etwas frosthärter als beim Pfirsich, trotzdem ist ein Schutz vor der Wintersonne ganz besonders bei Jungbäumen anzuraten. Die seitlichen Triebe an Spalierbäumen sollen regelmäßig auf 2-3 Blätter entspitzt (pinziert) werden, wenn sie etwa 25 cm lang geworden sind.

Standort

Als ehemalige Steppenpflanzen brauchen Aprikosen einen leichten, kalk-und humushaltigen Boden mit gutem Wasserabzug, im Weinbauklima. Im Garten ist ein nach Südwesten weisendes Wandspalier der freien Rundkrone vorzuziehen. Mit Düngern soll man sparsam umgehen, andernfalls ist der Triebabschluß zu spät und das weiche Holz wird durch Frühfröste gefährdet.

Anfälligkeit

Zweig- und Fruchtmonilia sind verbreitet, deshalb sollen die Fruchtmumien, wie auch an anderen Obstarten, stets entfernt werden. Ungünstiger Standort verursacht Gummifluß und Bakterienbrand. Schrotschußkrankheit an Blättern und Schorf an Früchten schaden ebenfalls. Auch Scharka ist mitunter ein Problem.

 

Blüte

Sie ist sehr frühzeitig und dadurch gefährdet durch Spätfröste. Die meisten Sorten sind selbstfruchtbar, auch empfindlich bei anhaltend nasskalter Witterung. Bei starkem Fruchtansatz nach der Blüte ist eine frühzeitige Fruchtausdünnung anzuraten.

 

Ertrag

Erste Erträge sind nach etwa 4 Jahren zu erwarten, dann aber (ohne Blütenschäden) regelmäßig. Die Ertragshöhe ist nicht nur von der Sorte, sondern auch von der Pflege, vom Standort und der Jahreswitterung abhängig.

Anbauwert Ein Anbau der Aprikosen ist nur sinnvoll, wenn die hohen Ansprüche auch erfüllbar sind. Gute Fruchtqualität ist nur auf gutem Standort und bei bester Pflege (u.a. Ausdünnung) zu erwarten. Sorten mit vielseitig verwertbaren Früchten verdienen den Vorzug.
Freunde exotischer Früchte

werden in den klimatisch begünstigten Weinbaugebieten mit winterharten Feigen oder Schwarzen Maulbeeren auch Erfolg mit einem Fächer-Spalier haben.

Sortenbäume

haben den Vorteil, dass auch bei den Spalierformen mehrere Sorten durch Okulation einveredelt sind. Hier bildet die ursprüngliche Sorte des Baumes die ganze Form und die eingesetzten Augen (Reiser) das Fruchtholz, also die Garnierung der Seitenarme. So entsteht eine Sortenvielfalt auf verhältnismäßig begrenztem Raum. Es ist aber darauf zu achten, dass die einveredelten Sorten der Eigenart des Spaliers und auch dessen sortentypischen Eigenschaften entsprechen, etwa der Widerstandskraft gegen Schadfaktoren.

Die Sortenwahl pilztoleranter oder resistenter Tafeltrauben für die Spalier-Erziehung
Topf Weinrebe
Topf Weinrebe

Im Hinblick auf erfolgreiche Rebenzüchtungen der letzten Jahre mit robusten (interspezifischen) Hybridsorten sind die früheren, empfindlichen Keltertrauben als Hausreben verzichtbar geworden. Die Hybriden kommen weitgehend ohne Spritzmittel gegen Pilzkrankheiten aus und befriedigen auch in vielen Fällen auf weniger günstigen Standorten.

Die Liste der anbauwürdigen Sorten ist inzwischen recht lang und wird laufend ergänzt; deshalb sollte man sich rechtzeitig vor der Pflanzung in einer guten Baumschule beraten lassen. Für größere Pflanzvorhaben erhält man weitergehende Auskunft beim Verband Deutscher Rebenpflanzerzeuger, Am Oberflecken 14, 65391 Lorch/Rheingau.

Empfehlenswerte Hybriden der Tafeltrauben
Sorte Reife/Farbe Frosthärte Anfällig Herkunft, Sonstiges
Amurensis Früh,blaurot.
Schöne Herbstfärbung
Frosthart in geschützter Lage Gering
Botrytis, sonst resistent. Chlorose auf Kalk
Geisenheim/Rhein.
Gehaltvoller Rotwein *
Bella blanca
(vormals Ki-Wi)
Spät, grünlich. Große Traube. Mittelfeste Haut Geschützte Lage Sehr
gering Botrytis, sonst resistent.
Geilweilerhof, Pfalz.
Ernte so spät wie möglich.
Bianca Mittelfrüh, gelbgrün.
Mittelgroße Trauben.
Frosthart.
Keine extrem trockene Lage.
Sehr gering für Krankheiten. Ungarn. Sortenschutz 1978
Fruchtiger Wein. *
Birstaler Muskat Sehr früh, fast weißfrüchtig Auch für kühlere und Spätlagen Krankheitsresistent Schweiz
Boskoop Glory Früh. Blau oder grün.
Mittelgroße Traube
Sehr frosthart auch in höheren Lagen. Krankheitsresistent, blühfest. Holland, Sortenschutz. Empfehlenswert
Esther Königl.
Esther)
Früh, blaufrüchtig Auch für kühlere und Spätlagen Krankheitsresistent Ungarn
Lakemont (New Yorker) Mittelfrüh, hellgrün.
Kernlose Beeren
Sehr frosthart
auch in Spätlagen
Gering
Botrytis
USA
Muscat bleu Mittelfrüh, blau.
Große Traube, aromatische Beeren.
Frosthart Sehr gering Botrytis, sonst resistent. Geeignet für fruchtigen Rotwein. *
Phoenix Mittelfrüh, weiß.
Beeren platzen leicht.
Frosthart in geschützter Lage. Krankheitsresistent,
blühfest
Geilweilerhof, Pfalz.
Wein mit angenehmem Muskatton.
Reflex Mittelfrüh, grüngelb. Weiche Schale, wenige Kerne Frosthart Krankheitsresistent Ungarn, 1980.
Nur Tafeltraube.
Regent Mittelfrüh, goldgelb.
Beeren klein-mittelgroß.
Frosthart auch in kühleren Lagen Neigt zum „Rieseln“.
Sehr gering Fruchtfäule + Mehltau
Geilweilerhof, Pfalz.
Sortenschutz 1994.
Tiefroter Wein .*
Reform Sehr früh, weiß.
Weiche Schale, wenige Kerne
Frosthart Krankheitsresistent Ungarn,1983.
Überwiegend Tafeltraube.
Romulus Mittelfrüh.
Hellgrün, fast weiß, Kernlose Beeren
Anspruchslos,
nicht ganz frosthart
Sehr gering Fruchtfäule + Mehltau.
Wespen und Vögel
USA,
‘Ontario x Sultanina
Tafeltrauben, Pilzfreie. Süße in Grad Oechsle
Tafeltrauben, Pilzfreie. Süße in Grad Oechsle
Lieferanten pilzresistenter oder toleranter Tafeltrauben:

Baumgartner in 84378 Nöham, FassadenGrün, Sven Taraba in 04277 Leipzig, Freytag in 67435 Neustadt, Gärtnerei Naturwuchs in 33739 Bielefeld, Ganter in 79369 Wyhl, Herr in 53340 Meckenheim, Hofmann in 91094 Langensendelbach, Kimmig in 67271 Obersülzen, Oberholz in 67251 Freinsheim, Pfeiffer in 35080 Bad Endbach, Schmidt in 97432 Obernbreit, Staab in 65239 Hochheim, Steinmann in 97286 Sommerhausen,
Voß
in 21635 Jork, Wolf in 67098 Bad Dürkheim und andere

Johannisbeeren

Die Früchte der Roten Johannisbeeren erreichen ihre Reife meist um Johanni (24. Juni), was ihnen den volkstümlichen Namen gab.
Die meisten Sorten sind selbstfruchtbar und brauchen eigentlich keine andere Bestäubersorte, dennoch belegen Versuche, daß sich der Ertrag durch Fremdbestäubung bedeutend steigern lässt.
Hinsichtlich der Sortenwahl entscheidet man sich wegen der Spätfrostgefahr in höheren Lagen vorzugsweise für die spätblühenden, etwa Rosetta, oder Rovada. Ihre Blütezeit fällt nahezu mit den schwarzen Sorten zusammen.

Auswahl einiger Johannisbeersorten für Spalier oder Flechthecken
Sorte Fruchtfarbe, Reife Wuchs, sonstiges
Cassa Rot, mittelfrüh Mittelstark, robust, Traubenlänge mittel
Detvan Rot, mittelfrüh Aufrecht, robust, ertragreich
Malling Jet Schwarz, sehr spät Mittelstark. Lange Trauben, auch für den Frischverzehr
Primus Weiß, Mitte Juli Mittelstark, aufrecht,
ertragreich. Kleine Beeren mit gutem Aroma.
Redwing Rot, spät Kräftig, aufrecht. Resistent gegen Blattflecken. Lange Trauben
Rotet Rot, Mitte Juli Mittel-stark, lange
Seitentriebe. Sehr hoher Ertrag. Geschützte Lagen.
Roodneus Dunkelrot, spät, etwa Mitte August Sehr stark, robust, sehr
ertragreich mit langen Trauben. Lange hängen lassen
Tatran Rot, mittelspät Sehr stark, robust, ertragreich mit langen Trauben
Veloy Schwarz, früh Neuheit, auch für Frischverzehr. Besonders große Früchte.
Viktoria Weiß, mittelfrüh Kräftig, aufrecht. Lange Trauben mit großen Beeren
Fruchtende Flechthecken

waren früher (und heute noch in England) stets in den herrschaftlichen Gärten eingeplant, meist als Einfriedigung oder Raumteiler. Am weitesten verbreitet waren Maulbeere für hohe Flechthecken, für niedrigere verwendete man auch stärker wachsende Johannisbeeren, Kornelkirschen oder auch mal Hagebuttenrosen verschiedener Art. Heute sieht man fast nur noch verflochtene Weidenruten – etwas einfallslos, aber pflegeleicht, solange sie noch jung sind. Werden solche Hecken aber älter, so gibt es in der Regel Probleme mit der starken Wuchskraft der Weiden und dem zunehmendem Arbeitsaufwand. Die gutgemeinte Flechthecke verwildert wieder.
Übrigens machen fruchtende Flechthecken nach der Pflanzung kaum mehr Arbeit als die aufrechte, streng kastenförmig geschnittene Erziehungsart – und sie sind hühnersicher.

Schmuck- und Wildgehölze mit verwertbaren Früchten für Flechthecken oder Spaliere
Art Fruchtreife Sonstiges
Amelanchier, Felsenbirne Juli-August Zierde auch in Kübeln. Vogelnahrung.
Cornus mas, Kornelkirsche Ab Ende August Wertvoll: Sirup, Gelee, Mischfrucht
Malus, Zierapfel versch. Sorten Ab September Sehr gut als Gelee, Most. Pollenspender.
Mespilus, Mispel Nach Lagerung Zusatz zu Most. Anfällig für Feuerbrand!
Morus, Maulbeere Ab Juli, folgernd Wertvoll: Morus nigra, auch getrocknet
Prunus cerasifera, Kirschpflaume August-September Saft, Konfitüre, Schnaps.
Botanische Rosen (Hagebutten), u.a. Zuchtsorten Ab August Sehr viel Vitamin C,
vielseitige Verwertungen Schutzpflanzung, Einfriedung
Sorbus, Edeleberesche Ab Ende August Viel Vitamin C. Vielseitige Verwertung.
Mispel Flechthecke
Mispel Flechthecke
Wildfrüchte, Gehalt an Süße (Oe) und Vitamin C in g/100g Frucht
Wildfrüchte, Gehalt an Süße (Oe) und Vitamin C in g/100g Frucht
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